Der Fall eines mordverdächtigen Lehrers wird immer bizarrer. Jetzt wurde bekannt, dass der Pädagoge trotz U-Haft volles Gehalt bezieht.
Für Johann W. gilt die Unschuldsvermutung – stimmen die Anschuldigungen gegen den Lehrer jedoch, ist dieser Fall ein Skandal.
Wie berichtet, wurde der 55-jährige Grazer vor einer Woche verhaftet. Wegen Mordverdachts: Im Jahr 2003 war der Grazer Roland Antovic (58) mit gut 80 Messerstichen umgebracht worden. Verurteilt wurde der Kurde Abdurrahim P. – der den Pädagogen nun im Rahmen eines Wiederaufnahme-Antrags belastete. Weitere Indizien führten schließlich zur Festnahme. Die Stoßrichtung der Kripo: In Wirklichkeit könnte Johann W. der Täter gewesen sein, der Kurde „nur“ Mittäter.
Verhungert
Bei den Ermittlungen tauchten dann bizarre Details aus
Johann W.s Biografie auf: Seine Frau Karin war 1996 in der gemeinsamen
Wohnung verhungert. Damals wurde gegen W. ermittelt, wegen unterlassener
Hilfeleistung.
Eingestellt
Weil ein Gutachter dem Beschuldigten
Unzurechnungsfähigkeit attestierte, wurden die Untersuchungen jedoch
eingestellt. Der Skandal: Der Landesschulrat ließ den offenbar kranken
Englisch- und Französisch-Lehrer trotzdem weiter unterrichten – 13 Jahre
lang.
Suspendiert
Diese Tatsache beschert dem Verdächtigen nun auch ein
besonderes Privileg: Während U-Häftlinge oft sofort gekündigt werden, kann
sich der Beamte weiterhin über volle Bezüge vom Staat freuen. Denn: Zwar
wurde Johann W. suspendiert; laut Beamtendienstrecht muss die Suspendierung
aber noch von einer Kommission verhängt werden. Bis dahin hat der Lehrer
Recht auf 100 Prozent seiner Bezüge.