Autobombenanschlag geplant

Mordanschlag: Bluttat in Bregenz verhindert

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Verdächtiger im Juni in Wien festgenommen. Er sollte laut "Standard" eine Autobombe platziert haben.  

Die Polizei hat offenbar einen Mordanschlag auf einen tschetschenischen Dissidenten in Vorarlberg verhindert. Wie der "Standard" (Online) Dienstag berichtete, wurde der in Bregenz lebende Tschetschene M. Ende Juni von der Polizei informiert, dass ein zwei Wochen zuvor in Wien festgenommener Tschetschene einen Autobombenanschlag auf M. geplant habe. Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigte der APA am Dienstag, dass es ein Ermittlungsverfahren gebe, weitere Details gab es nicht.

Monatelang überwacht

Laut dem Bericht des Dissidenten soll der festgenommene Landsmann von der Polizei monatelang überwacht worden sein. "Standard"-Informationen zufolge steht die mutmaßliche geplante Tat in Zusammenhang mit dem Mord im vergangenen Jahr in Gerasdorf (Bezirk Korneuburg) an dem 43-jährigen Tschetschenen Mamichan U. alias Martin B., einem Kritiker des tschetschenischen Regionalpräsidenten Ramsan Kadyrow.

Der in Bregenz lebende M. hatte wenige Wochen nach dem Mord ein Youtube-Video veröffentlicht, in dem er drei Personen nannte, die bei dem Attentat in Gerasdorf involviert gewesen sein sollen. Daraufhin sollen Verwandte von M. in Tschetschenien bedroht und kurzzeitig verschleppt worden sein. Bei dem im Juni Festgenommenen habe es sich demnach um einen der drei von M. in seinem Video Genannten gehandelt, so der Bericht.

Bluttat in Gerasdorf

Die Landespolizeidirektion Wien bestätigte gegenüber der APA, dass es im Juni einen Einsatz gegeben habe, der mit dem Sachverhalt teils übereinstimme. Ein Beschuldigter wurde bereits der Justiz übergeben. Ein Sprecher betonte aber, dass es keine Auskünfte zu personenbezogenen Daten gebe.

Im Zusammenhang mit der Bluttat in Gerasdorf (Bezirk Korneuburg) vom Juli 2020 startet am 6. August ein weiterer Mordprozess. Vor den Geschworenen verantworten muss sich Sar-Ali A., der den tschetschenischen Videoblogger Mamichan U. alias Martin B. erschossen haben soll. Dem Angeklagten droht lebenslange Haft. Der Getötete war über Jahre hinweg Informant für das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Wien. Der 43-Jährige tat sich als vehementer Kritiker von Kadyrow hervor, den er auch auf seinem Blog beleidigt und beschimpft hatte. Obwohl Martin B. befürchten musste, damit sein Leben zu gefährden, lehnte der 43-Jährige Polizeischutz ab. Er ließ sich allerdings täglich von Ahmed A. - ebenfalls ein Kadyrow-Kritiker - begleiten.

Am Abend des 4. Juli 2020 verabredete sich Martin B. auf einem abseits gelegenen Firmengelände in Gerasdorf mit seinem tschetschenischen Landsmann Sar-Ali A. (47), einem Anhänger von Kadyrow. Den Rahmen bildete der Tausch eines BMW gegen eine Waffe. Sar-Ali A. soll zu Martin B. in dessen Wagen gestiegen und mit einer Pistole aus geringer Entfernung auf den Mann geschossen haben. Der Bodyguard, der sich in der Nähe versteckt hatte, konnte nicht mehr in das Geschehen eingreifen. Der Beschuldigte bestreitet bisher die Vorwürfe.

Der Prozess in Korneuburg wird auch angesichts der letzten Ereignisse von strengen Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Das war bereits der Fall, als am 8. April Bodyguard Ahmed A. im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Gerasdorf wegen versuchten Mordes - nicht rechtskräftig - zu 14 Jahren Haft verurteilt wurde. Angelastet wurde dem 37-Jährigen, er habe den flüchtenden mutmaßlichen Mörder erschießen wollen, nachdem dieser B. getötet hatte. Aufgrund eines Defekts der Pistole von Ahmed A. brach allerdings kein Schuss. Die Rechtfertigung des Angeklagten, auf die Reifen des Fluchtwagens gezielt zu haben, ließen die Geschworenen nicht gelten. Ahmed A. und dessen Verteidiger sprachen im damaligen Verfahren mehrmals von einem "Auftragsmord von Kadyrow".
 

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