Flüchtlinge

Warum österreichische Toiletten oft ein Rätsel darstellen

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Eine Multikulti-Toilette könnte das Problem lösen.

Mit der Flüchtlingswelle, die in Österreich seit Monaten einzieht, kommen auch immer wieder Probleme zum Vorschein, an die zu Beginn niemand gedacht hat. Viele Kulturen treffen aufeinander, sodass nicht jeder Umgang mit den verschiedensten Situationen auf Anhieb verstanden wird.

Als die Zahlen der Asylsuchenden plötzlich rasant anstiegen, musste man sich um so einige Dinge kümmern: Die Flüchtlinge brauchten ein Dach über dem Kopf, etwas zu Essen, einen Schlafplatz, Medikamente und natürlich auch Sanitäranlagen wie Toiletten. Alles musste so schnell wie möglich organisiert werden, sodass niemand die Zeit dazu fand, über die Kulturunterschiede und die Probleme, welche diese mit sich bringen, nachzudenken.

Gebrauchsanweisung
Doch lange dauerte es nicht, bis man feststellen musste, dass viele der Flüchtlinge noch nie eine mitteleuropäische Toilette gesehen haben. Natürlich wussten sie deshalb auch nicht, wie man den für uns so normalen Gebrauchsgegenstand richtig verwendet. Mittlerweile wird dafür gesorgt, dass die Neuankömmlinge per Piktogramm und in arabischer Schrift über die Benutzung aufgeklärt werden.

Fehlbenutzung
Vor allem jene Flüchtlinge aus den ärmeren Schichten, die von zu Hause nur die Latrine kennen, haben die Toiletten dann nicht so verwendet, wie es vorgesehen ist: Sie stellten sich auf die Toilettenschüssel, anstatt sich darauf zu setzen. Dieses "Kunststück" trübte natürlich die Treffsicherheit. Andere wiederum verrichteten ihr Geschäft zwar irgendwo im Häuschen, aber das dafür vorgesehene Loch ignorierten sie. Außerdem wurden oft auch die Duschanlagen als Toiletten missverstanden.

Toilettenpapier
Doch damit reißt die Kette der Missverständnisse noch nicht ab. Viele Asylwerber kennen die Nutzung von Toilettenpapier nicht, da sie es gewöhnt sind, sich mit Wasser zu säubern. Normalerweise wird dafür die linke, unreine, Hand verwendet.

Schwierige Situation
All diese Missverständnisse erschwerten natürlich die ohnehin nicht einfache Situation: In den Erstaufnahmeeinrichtungen und Notquartieren klagten sowohl die Mitarbeiter als auch die Flüchtlinge selbst über die unerträglichen Zustände der Toiletten. Nachdem einige Asylwerber sich dazu entschieden, ihr Geschäft gleich in den Büschen zu verrichten, stellte zum Beispiel der Bürgermeister der Gemeinde Hardheim im Odenwald (Deutschland) Benimmregeln auf. Eine davon lautete: "Unsere Notdurft verrichten wir ausschließlich auf Toiletten, nicht in Gärten und Parks, auch nicht an Hecken und hinter Büschen." Für diesen Satz wurde er stark kritisiert.

Lösung des Problems
Doch das Problem ist dennoch nicht unlösbar, man braucht nur etwas Zeit dafür. Aus den weltweit bestehenden Flüchtlingslagern weiß man, dass der Latrinenbau stets ein wichtiges Thema ist, da unterschiedliche Kulturen gleichzeitig unterschiedliche Toiletten bedeuten. So wäre es für Muslime unter anderem wichtig, dass der Rücken bei Benützung nicht unbedingt nach Mekka zeigt und dass der Fußboden nicht in grün gestrichen wird. Denn das ist die Farbe des Islam.

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