Entsetzliche Augenblicke spielten sich in der U-Bahn-Station Thaliastraße ab.
Nadir Ö., ein Austro-Türke und Musiker, der seit den 1950er-Jahren in Wien ist, erlebte in der Nacht auf Donnerstag bei der Heimfahrt mit der U6 um 23.30 Uhr einen nie erahnten Albtraum: „Plötzlich kam es beim Einfahren in die Station zu einem heftigen Not-Stopp“, erinnert er sich im ÖSTERREICH-Gespräch.
"Alle geschockt. Viele schrien und weinten"
„Ich konnte mich nur schwer anhalten, ohne hinzufallen. Dann stiegen wir aus. Ich sah einen Menschen am Bahnsteig liegen. Er war schwer verletzt, konnte sich aber bewegen. Ein zweiter Mann lag noch unter der U-Bahn. Mehrere Leute versuchten, ihn herauszuziehen. Als er dann geborgen wurde, sah ich kein Lebenszeichen von ihm. Wir waren alle schwer geschockt, viele schrien und weinten.“
U-Bahn-Station ist ein Drogen-Hotspot
Nadir Ö. weiter: Andere Zeugen, die den Sturz sahen, erzählten mir, dass sich die Männer heftig gestritten hatten. Anschließend verloren sie ihr Gleichgewicht und stürzten auf die Gleise.“
Donnerstagfrüh bestätigt die Polizei dann die schrecklichen Ereignisse, die sich in der U-Bahn-Station Thaliastraße (einem der Drogen-Hotspots von Wien) abgespielt haben: Laut Sprecher Daniel Fürst hatten sich drei junge Männer auf dem Bahnsteig gestritten und sich einen Faustkampf geliefert.
Dabei stürzten die drei Somalier vor die gerade einfahrende U6 in Fahrtrichtung Siebenhirten. Ein Sprecher der Wiener Linien: „Die Fahrerin hat beim Einfahren das Gerangel am Bahnsteig gesehen und sofort eine Notbremsung eingeleitet. Doch die Männer sind unmittelbar vor dem Zug reingefallen, ein Zusammenstoß konnte nicht mehr verhindert werden.“
© Viyana Manset Haber
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Opfer kämpft jetzt im AKH um sein Leben
Einem der beiden 20-jährigen Afrikaner, der von den nächtlichen Fahrgästen auf aufopfernde Weise unter der Garnitur hervorgezerrt wurde, war die U-Bahn über die Beine gerollt. Er wurde mit lebensgefährlichen Quetschungen ins AKH geflogen, sein Zustand war auch noch am Donnerstag äußerst kritisch. Die beiden anderen Somalier (20, 21) – alle drei sind Flüchtlinge – erlitten nicht ganz so verheerende Prellungen und Abschürfungen.
14-jährige Passantin erlitt schlimme Panik-Attacke
Ebenfalls von den Ärzten vor Ort betreut werden musste ein 14-jähriges Mädchen, das eine Panikattacke erlitt. Warum es zu dem Streit unter den jungen Männern gekommen war, ist unklar. Einvernommen werden konnten sie noch nicht. Vielleicht gibt die Videoüberwachung Aufschluss. (kor, sia, yas)