"Linksruck" bei Grünen

Grün-Chefin spaltet Wiener SPÖ: Poker um Neuwahl in Wien

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Die neue Grünen-Chefin Hebein deklariert sich klar als Linke. Warum die SPÖ gespalten reagiert.

Wien. „Ja, natürlich mache ich linke Politik. Was denn sonst“, erklärte die neue Chefin der Wiener Grünen, Birgit Hebein, gestern. Teile der SPÖ befinden sich, seit sich die 51-jährige Sozial­politikerin überraschend gegen ihre grün-internen Konkurrenten David Ellensohn und Peter Kraus durchgesetzt hat, denn auch in einer veritablen Schockstarre.

So mancher Roter sah gar aufgrund des „Linksrucks“ bei den Wiener Grünen schon „rasche Neuwahlen“ am Horizont auftauchen.

Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig scheint ­hingegen gelassener auf Hebein zu reagieren. Die neue Grünen-Chefin signalisiert schließlich auch, dass sie an der „rot-grünen Stadtregierung festhalten“ wolle. Mit Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou wird sie heute erste Übergangsgespräche führen. Vassilakou dürfte bis auf Weiteres in der Regierung bleiben – auch, um die Roten zu beruhigen.

Warum Ludwig noch keine Neuwahlen möchte

Dem Ludwig-Lager ist zwar klar, dass sich das Klima zwischen SPÖ und Grünen verschlechtern könnte – Hebein war etwa gegen das Alkoholverbot am Praterstern –, aber die Umfragedaten lassen diese Roten derzeit von raschen, vorgezogenen Landtagswahlen 2019 noch zurückschrecken. Derzeit würde die FPÖ (siehe Insider unten) noch „zu hoch in den Daten liegen“, sagt etwa ein SPÖ-Stratege. Für Vertreter einzelner SPÖ-Flächenbezirke ist Hebein freilich eine „linke Fundi-­Politikerin und ein No-Go“. Sie fürchten, dass ihnen „diese Art der Politik auch schaden“ könnte.

Berater von Ludwig wollen hingegen auch das Positive sehen: „Das ermöglicht uns eine klarere Abgrenzung in der Stadtregierung.“ In den kommenden Tagen wird Ludwig das Gespräch mit Hebein suchen. In Sachen „leistbares Wohnen“ und „soziales Miteinander“ könnte sich das ungleiche Duo freilich relativ rasch einig werden. Schwieriger könnten Positionen zur Zuwanderungs- und Umweltpolitik werden.

Bei den Grünen hat man angesichts der Organisationsschwäche der Gesamtpartei freilich auch eine enden wollende Lust auf rasche Neuwahlen. Ob sich Ludwig und Hebein zusammenraufen?

Neue Grün-Chefin: Kämpferische Sozialarbeiterin aus Fundi-Flügel

  • Birgit Hebein: Seit 2010 ist Birgit Hebein, im Brotberuf Sozialarbeiterin, Gemeinderätin der Wiener Grünen. Jetzt hat die als zähe Verhandlerin bekannte 51-Jährige den Sprung an die Spitze der Wiener Grünen geschafft.

Die gebürtige Kärntnerin und zweifache Mutter lebt in 15. Bezirk in Wien, macht sich für eine Grund­sicherung für Kinder stark und wird dem Fundi-Flügel der Grünen zugerechnet. Zu ihren Unterstützerinnen zählt etwa auch Sigrid Maurer. Vassilakou soll sie schätzen.

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