In monatelanger Recherche rollte ein Ermittler den Fall Hassan M. auf.
Floridsdorf. Hassan M. (59) war eine beeindruckende Gestalt. Der ehemalige Chef der arabischen Kultusgemeinde in Österreich betrieb in Floridsdorf mit stattlicher Finanzförderung der Stadt Wien einen Privatkindergarten, eine Schule und ein Bildungszentrum.
Pleite. Bis eines Tages der Stadt Wien ein Verdacht kam: Das Geld sei mehr für Privatzwecke und die Luxusausstattung des Büros mit orientalischen Intarsien und Marmorböden verwendet worden als für die Ausbildung und Betreuung der Kinder. Hassan M., der in zahlreichen Interviews seine Unschuld beteuerte, wurden jedenfalls von der MA 11 schon 2016 die Bewilligungen und die Förderungen für den Kindergarten und die Schule entzogen.
Haft. Woraufhin M. in die Pleite schlitterte. Im Februar 2017 wanderte der einstige Mini-Potentat in U-Haft. Jetzt hat ein einziger Ermittler der Wirtschaftspolizei in akribischer Kleinstarbeit den gesamten Fall aufgerollt:
Seit 2010 soll er mit neun Komplizen ein Finanznetzwerk aufgezogen haben, das Scheinrechnungen und falsche Abrechnungen – etwa für Privatimmobilien statt für einen Kindergartenumbau – einreichte und meist problemlos überwiesen bekam.
Eine Million E-Mails. Seit 2016 wurden insgesamt 21 Hausdurchsuchungen durchgeführt, bei denen eine Million E-Mails, 90 Gigabytes Daten und rund 350 Ordner mit Akten sichergestellt wurden. Von den rund zehn Millionen Euro, die veruntreut worden sein sollen, was M., für den die Unschuldsvermutung gilt, bis heute vehement bestreitet, wurden dabei 3,5 Millionen Euro Vermögenswerte sichergestellt. 2,6 Mio. Euro davon lagen auf Konten, der Rest in Immobilien.
Die Staatsanwaltschaft ist jetzt am Zug, eine Anklage gegen Hassan M. wird vorbereitet. Es gilt die Unschuldsvermutung.
(gaj)