Stundenlang dauerte das Martyrium von fünf Geistlichen der Strebersdorfer Schulbrüder.
Wien. Am Donnerstag stürmten kurz vor 13.30 Uhr zwei unbekannte Täter in die Klosterkirche Maria Immaculata in Wien-Strebersdorf – sie wollten sie überfallen und von der Monstranz bis zum Opferstock alle möglichen Wertgegenstände mitgehen lassen.
Zunächst prügelten sie im Hauptschiff der Kirche auf einen Geistlichen (68) vom Orden der Schulbrüder De La Salle mit einer Eisenstange ein, wie Nikolaus Baldrmann, einer der weltlichen Haustechniker der daneben liegenden riesigen De-La-Salle-Schule, berichtet.
Zeuge: Täter fesselten und knebelten die Geistlichen
Kettenreaktion. Der 68-Jährige wurde schwer verletzt, vier danach folgende Ordensbrüder, die bis 15.30 Uhr in die Kirche beziehungsweise ins daneben liegende Pfarrhaus kamen, wurden nur leicht verletzt. „Sie wurden von den Tätern, die gebrochen deutsch sprachen und neben einer Eisenstange auch eine Schusswaffe, wohl die 9-mm-Pistole aus dem geöffneten Safe des Pfarrhauses, hatten, zum Hinlegen aufgefordert und dann gefesselt und geknebelt, wie mir eines der Opfer berichtete“, so der Zeuge Baldrmann.
Notruf ging erst um 16.17 Uhr bei der Polizei ein
Drei Stunden Martyrium. Fast drei Stunden dauerte das Martyrium der Geistlichen – erst gegen 16.17 Uhr konnte sich einer der Brüder befreien und per Notruf die Polizei alarmieren. „Die Opfer lagen bis dahin gefesselt in ihrem eigenen Blut.“
Großfahndung nach zwei Tätern ohne Erfolg
Hubschrauber und WEGA. Danach folgte ein Großeinsatz, wie ihn Floridsdorf noch nie gesehen hat: Sondereinheiten der WEGA umstellten das Gelände – sie holten jene Geistlichen aus dem Pfarrhaus neben der Kirche, die nichts von dem Überfall mitbekommen hatten. Danach kreisten zwei Polizeihubschrauber im Tiefflug über der angrenzenden De-La-Salle-Schule der Schulbrüder, deren Internat wegen der Weihnachtsferien zum Glück leer war.
„Die Täter hatten 45 Minuten Zeit zu fliehen, sie sind nicht mehr am Gelände“, so ein Polizeisprecher gegen 19.30 Uhr. Die Polizei weitete die Fahndung wegen des Vorsprungs der beiden schwarzhaarigen, 180 cm großen Täter fast auf ganz Wien aus. Einer soll schon tagelang vor der Tat die Kirche ausgespäht haben.
Die Opfer sind allesamt über 56 Jahre alt – der am schwersten verletzte 68-jährige Geistliche war trotz einer klaffenden Kopfverletzung ansprechbar.
(gaj)