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Wiens Bürgermeister im oe24.TV-Interview

Ludwig: "Wichtig ist Politik, die auf Wissen basiert"

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Der SPÖ-Stadtchef gab Auskunft über Corona, sanfte Öffnungen und Impfungen.

oe24.TV: Herr Bürgermeister, die Corona-Zahlen gingen zuletzt weder richtig runter noch richtig rauf.

Michael Ludwig: Sie haben das richtig analysiert. Expertisen sagen, dass die Verbesserungen durch den verschärften Lockdown durch die starke Infektionskraft der Mutationen kompensiert werden.

oe24.TV: In Wien sind über 10 Prozent der Neuinfektionen bereits auf Mutationen zurückzuführen.

Ludwig: Auch international zeigt sich, dass Muta­tionen das ursprüngliche Virus verdrängen. Wenn die Mutation ansteckender ist, könnten auch die Zahlen wieder steigen. Gleichzeitig muss man im Lockdown aber zu schrittweisen, sanften Öffnungen kommen, die genau reguliert sind.

oe24.TV: Wie könnte eine Öffnung der Schulen ab 8. Februar sinnvoll passieren?

Ludwig: Mit Tragen von Masken und Tests. Es gibt jetzt auch Testkits für Schüler. Damit können infizierte Personen aus der Kette genommen werden. Dazu können Klassen halbiert und mehr Räume gesucht werden.

oe24.TV: In Wien gibt es bereits einen Inzidenzwert unter 100. Können Sie sich auch regionale Öffnungsschritte vorstellen?

Ludwig: Am ehesten in Kindergärten und Schulen  – weil dort die Mobilität eingeschränkt ist. Man geht in dem Bundesland in die Schule, in dem man wohnt. Im Handel wäre das schwieriger.

oe24.TV: Aufregung herrscht um offene Skilifte, während Schulen geschlossen sind.

Ludwig: Mir geht es in Wien nicht besser, nur weil es Menschen im Westen verboten werden würde, Ski zu fahren. Es geht aber nicht,  dass Menschen mit dem Vorwand, zu arbeiten, dort Partys feiern.

oe24.TV: Wird der Lockdown noch eingehalten?

Ludwig: Die kürzliche Auswertung der Mobilitätsdaten zeigte ja einen starken Rückgang in der Akzeptanz. Die Wiener Bevölkerung hält sich aber noch am stärksten daran.

oe24.TV: Thema Impfung: Die läuft derzeit im Schneckentempo. Warum?

Ludwig: Offensichtlich hat man in der EU und der Bundesregierung bei den Verhandlungen zu stark auf den Preis statt auf die Verfügbarkeit geachtet.

oe24.TV: Reißt Ihnen, ähnlich wie beim Bundeskanzler, auch bald die Geduld?

Ludwig: Mir ist wissensbasierte Politik wichtiger als eine, die auf Ankündigungen beruht. Ich erkenne darin, dass dem Bundeskanzler der Geduldsfaden reißt, noch keinen staatspolitischen Akt.

oe24.TV: Auffällig war, dass der Bundeskanzler zuletzt SPÖ und Landeshauptleute mehr einband.

Ludwig: Ich war von Anfang an davon überzeugt, dass man die Bevölkerung nicht durch parteipolitisches Geplänkel irritieren sollte. Nun dürfte auch der Kanzler mehr und mehr erkennen, dass er auch die Bundesländer und die SPÖ braucht.

oe24.TV: Was sind die ersten Schritte von Rot-Pink in Wien?

Ludwig: Vorrangig gilt es, die Corona-Krise weiter zu bewältigen, dann strategische Schritte. Wir wollen dem Gemeinderat ein viertes Corona-Paket vorlegen. Auch der Kampf gegen den Klimawandel und der Arbeitsmarkt werden Thema sein. Fix ist: Ich möchte um jeden Arbeitsplatz kämpfen.

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