Vermutlich wurde die Aktion am Montag durchgeführt, der Urheber war vorerst unbekannt.
Wien. Das Denkmal des heute ob seines Antisemitismus umstrittenen Wiener Bürgermeisters Karl Lueger (1844-1910) an der Ringstraße ist mit schwarzer Farbe beschüttet worden. Vermutlich wurde die Aktion am Montag durchgeführt, der Urheber war vorerst unbekannt.
Schon länger waren Slogans wie "Nazi", "Schande" u.ä. an den Sockel der Statue gemalt worden. Erst kürzlich wurde die Installation "Lueger temporär", eine 39 Meter lange, fünf Meter breite und elf Meter hohe Holzkonstruktion, vor dem Denkmal aufgebaut. Nicole Six und Paul Petritsch haben das Kunstwerk als "diskursives Schaulager" geschaffen. Die temporäre Installation rief auch Kritik hervor: Vertreterinnen und Vertretern der Jüdischen österreichische Hochschüler:innen forderten etwa "Antisemitismus thematisieren - nicht bunt dekorieren".
Wettbewerb für künstlerische Kontextualisierung
Derzeit läuft ein geladener Wettbewerb für die permanente künstlerische Kontextualisierung des Denkmals. Viele fordern dagegen eine vollständige Entfernung des Denkmals und eine Umbenennung des Lueger-Platzes. Markus Figl (ÖVP), Bezirksvorsteher Innere Stadt, und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sprechen sich gegen eine Abtragung aus. Man solle umstrittene Denkmäler "nicht wegräumen", sondern Gelegenheiten schaffen, "in der Vielfalt der Positionen" gemeinsam über Geschichte, Gegenwart und Zukunft nachzudenken. "Ich will keine gereinigte Stadt haben. Das wäre Geschichtsverwässerung", sagte die Stadträtin anlässlich der Eröffnung der Installation Mitte Oktober.
Als die Stadt von dem neuen Akt des Vandalismus erfahren hat, wurde umgehend ein Restaurator beauftragt, Nachschau zu halten und das Ausmaß der neuen Beschädigungen zu erfassen, hieß es aus dem Büro der Kulturstadträtin.
Denkmal bereits zwei Mal gereinigt
Das Denkmal wurde bereits zwei Mal gereinigt. Da jedoch davon auszugehen war, dass es wieder zu Beschmierungen kommt, hatten die Restauratoren von weiteren Maßnahmen abgeraten, da der Stein durch zu häufiges Reinigen in seiner Substanz angegriffen wird. Die neuerliche Handlungsempfehlung des Experten ist nun abzuwarten.
"Protest und Kritik ist eine Form, sich in Bezug zu einer Thematik zu setzen. So gesehen, kann diese auch Teil der von uns gewünschten Auseinandersetzung mit dem Denkmal sein. Wir haben stets dazu eingeladen, einen kritischen, offenen und inhaltsgetragenen Dialog zu führen. Vandalismus ist nicht nur aus diesem Grund entschieden abzulehnen", so Kaup-Hasler.