Urteil: 6 Monate bedingt und 9.000 Euro Geldstrafe für schwere Körperverletzung.
Ein Wiener Promi-Anwalt ist am Dienstag im Landesgericht schuldig gesprochen worden, weil er einem neunjährigen Mädchen auf einer Kindergeburtstagsfeier vorsätzlich den Arm gebrochen haben soll. Der Jurist wurde wegen schwerer Körperverletzung zu sechs Monaten bedingter Haft und einer unbedingten Geldstrafe von 9.000 Euro (120 Tagessätze a 75 Euro) verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Zudem wurde dem Anwalt eine finanzielle Wiedergutmachung in Höhe von 2.950 Euro auferlegt. Einen Gutteil des geltend gemachten Schmerzengelds - nämlich 2.000 Euro - hat er bereits bezahlt. Dennoch legte er gegen die Verurteilung Rechtsmittel ein. Der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab.
Streit bei Geburtstagsfeier
Bei der Geburtstagsfeier, die Ende Jänner in einem Sportverein in Wien-Döbling stattfand, stritten mehrere Kinder, wer eine aus Turnmatten gebaute Rutsche nutzen durfte. Während sich die Erwachsenen in der Kantine unterhielten, soll die fünfjährige Tochter des Angeklagten von anderen Kindern bedrängt worden sein. Als der Anwalt davon Kenntnis erlangte, versuchte dieser herauszufinden, was geschehen war. Er eilte in den Turnsaal und fragte die Neunjährige, was geschehen sei, wobei er das Mädchen am linken Oberarm erfasste und hochhob.
Seiner Darstellung, das Mädchen habe "gezappelt" und sei deswegen zu Boden gefallen, schenkte Richterin Olivia-Nina Frigo keinen Glauben. Auf Basis des gerichtsmedizinischen Gutachtens kam sie vielmehr zum Schluss, dass der Mann das Kind in die Höhe gehoben und eineinhalb bis zwei Meter von sich geschleudert hatte. Der Sachverständige Christian Reiter ging von einer "schwungvollen, energischen" Bewegung aus, der komplizierte Bruch des linken Oberarms, den die Neunjährige davon trug, sei Folge der Fliehkräfte und einer Hebelwirkung gewesen, so Reiter.
Schwerer Schock
Die Fraktur machte zwei Operationen notwendig. Das Mädchen musste danach vier Wochen einen Schulterverband tragen. Aufgrund von Angstzuständen und Albträumen wurde die Neunjährige auch von einer Psychotherapeutin behandelt. Sie hatte sich bei dem Vorfall vor dem offenbar resolut auftretenden Rechtsanwalt gefürchtet, dass sie sich im Turnsaal aus Angst anmachte.