Astrid Wagner

Bluttat

Mord an Schwester in Wien: Hass-Mails für Star-Anwältin

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Weil Astrid Wagner den 18-jährigen Afghanen, der seine Schwester tötete, vertritt, muss sie einiges aushalten.

Der Mord an einem 14-jährigen Mädchen in Wien-Favoriten erschüttert ganz Österreich. Die junge Afghanin war von ihrem Bruder (18) am Montag auf dem Schulweg mit 13 Messerstichen hingerichtet worden. Der junge Mann hat eine prominente Anwältin: Astrid Wagner hat das Mandat übernommen. Dafür muss sie aber einiges aushalten: Die Star-Anwältin hat einige Hass-Mails erhalten. In einem Fall wurde sie "mit unfreundlichen Grüßen" darauf hingewiesen, man könne doch einen Mann nicht vertreten, der seine kleine Schwester "gemeuchelt" habe, berichtet sie.

"Irrsinnige Wut"

Wagner hat ihren Mandanten in der JA Josefstadt besucht. Im Zuge eines längeren Gesprächs versicherte ihr der Mordverdächtige erneut, die Tat sei nicht geplant gewesen. "Er sagt, er hat eine irrsinnige Wut bekommen, als sie ihn plötzlich weggestoßen hat", berichtete Wagner im Anschluss der APA. Da habe der Bursch zu einem Messer gegriffen und zugestochen: "Er weiß nicht, wie oft." Die Waffe hätte der 18-Jährige zum Selbstschutz bei sich getragen, nachdem er wiederholt in Auseinandersetzungen mit jungen Tschetschenen verwickelt wurde, sagte Wagner.

Der 18-Jährige war offiziell bei seinen Eltern gemeldet, die vor über zehn Jahren nach Österreich geflüchtet waren. Diese zogen hier insgesamt sechs Kinder auf, zwei weitere Nachkommen sollen sich noch in Pakistan befinden. Die Familie war sehr ihren afghanischen Wurzeln verhaftet und soll ihre traditionelle Lebensweise beibehalten haben. Die Mädchen trugen Kopftuch. Die Deutschkenntnisse der Eltern sollen auf bescheidenem Niveau angesiedelt sein.

Strenge Familie

Die 14-Jährige dürfte sich im Familienkreis, in dem sehr auf die Glaubensregeln des Koran geachtet wurde, eingeengt gefühlt haben. Sie ging freiwillig ins Krisenzentrum. Gerüchte, dass sie außerdem vom Vater geschlagen wurde, ließen sich im Zuge von Recherchen der APA nicht bestätigen. Im Krisenzentrum machte das Mädchen in diese Richtung keine Angaben. "Ich höre davon das erste Mal", meinte auch ein Polizeisprecher auf APA-Anfrage.
 
Der inhaftierte 18-Jährige - die U-Haft wurde zwar noch nicht verhängt, ist bei Mordverdacht aber wohl reine Formsache - behauptet, er habe seine jüngere Schwester zufällig getroffen. Der ältere Bruder des Mädchens ging keiner Beschäftigung nach, lebte vom AMS und soll zuletzt unsteten Aufenthalts gewesen sein, immer wieder tageweise bei Freunden und Bekannten - teilweise auch außerhalb von Wien - gelebt haben. Er will die 14-Jährige Montagfrüh unerwartet erblickt, ihr nachgerufen und das Mädchen in ein Gespräch verwickelt haben.
 
   "Sie hat freiwillig mit ihm zehn bis 20 Minuten geredet", meinte Verteidigerin Wagner. Mehrfach habe der ältere Bruder die 14-Jährige gebeten, vom Krisenzentrum nach Hause zurückzugehen, "weil die Eltern so viel wegen ihr weinen". Das Mädchen war dazu nicht bereit und soll das auch deutlich gemacht haben. Nach Angaben des 18-Jährigen versetzte sie diesem schließlich einen Stoß, um das Gespräch zu beenden.
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