Abzug betätigt

Mordversuch am eigenen Sohn: "I wollt' eahm nur schreck'n"

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Ein 86-jähriger Mann hat am Donnerstag am Wiener Landesgericht den Vorwurf des versuchten Mordes am eigenen Sohn bestritten. Er hatte eine geladene Pistole auf den 52-Jährigen gerichtet und den Abzug betätigt – vergaß laut Anklage aber, die Waffe zu entsichern.

"I wollt' eahm nur schreck'n, i wollt' ja nur in Ruah fernschauen", sagte der Angeklagte. Der Sohn und seine Ehefrau hätten sich gegen ihn verschworen: "Die zwa hoit'n z'samm. Gegen die zwa hom's ka Chance." Die letzten zwei Jahre seien "die Hölle für mi g'wes'n".

Waffe am Hinterkopf: "Jetzt erschieß ich dich!"

Fest steht, dass es am 29. Juli 2023 in dem Genossenschaftshaus des Ehepaares in Wien-Donaustadt zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn kam, der seit 18 Jahren nach einer Kurzzeit-Ehe samt Scheidung wieder bei seinen Eltern lebt. Laut Anklage zog der 86-Jährige in der Garage eine geladene Pistole der Marke Walther PPK, Kaliber 7,65 Millimeter aus einer Schublade, presste diese dem Sohn gegen den Hinterkopf, rief "Jetzt erschieß ich dich!" und drückte ab. Aus Sicht der Anklagebehörde löste sich nur deshalb kein Schuss, weil der Pensionist die Waffe zu entsichern vergaß.

Nur Einschüchterungsversuch?

"Er hat gewusst, dass die Waffe gesichert ist. Er hat gewusst, es kann nichts passieren", hielt Verteidiger Florian Kreiner dem entgegen. Sein Mandant habe "nur garteln und fernsehen" wollen und habe bereits auf einen Heimplatz gewartet, weil ihn sein Sohn seit Jahren "massiv gequält und beschimpft" habe. Mit der Drohung mit der Pistole habe er dem 52-Jährigen "die Zähne gezeigt. Er wollte ihn abschrecken. Er wollte sicher nicht abdrücken und den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen", betonte Kreiner.

Vater und Sohn seit Jahren verfeindet

Sohn und Vater waren laut Anklage seit geraumer Zeit einander in inniger Feindschaft verbunden. Das Verhältnis sei "konfliktbeladen" gewesen, berichtete die Staatsanwältin: "Bis auf Gemeinheiten und Sticheleien haben sich die beiden seit Jahren nichts zu sagen." Als der Sohn Ende Juli den Vater in der Garage antraf, vermutete er, dieser habe soeben absichtlich sein dort abgestelltes Auto beschädigt. Der Vater ging demgegenüber davon aus, der Sohn habe ihm die Schlüssel für seinen E-Scooter versteckt. Die Folge waren wüste Beleidigungen und ein Polizeieinsatz, der mit der Festnahme des 86-Jährigen endete, nachdem dessen Ehefrau den von ihr alarmierten Beamten unter Tränen versichert hatte, ihr Mann habe soeben ihrem Sohn nach dem Leben getrachtet.

Zeuge bestätigt Beschimpfungen

Sein Sohn und seine Ehefrau hätten ihm "immer ois z'Fleiß g'macht", schilderte der Angeklagte den Geschworenen. Seine Ehefrau habe ihn nicht mehr verköstigt, dafür aber seinen geliebten Malteser-Hund einschläfern lassen. Ein Mal habe sie ihm beim Fernsehen sogar einen Kübel Wasser über den Kopf geschüttet. Vom Sohn sei er unentwegt "aufs Gemeinste" beschimpft worden. Das bestätigte ein Nachbar, der im Anschluss an die Beschuldigteneinvernahme als erster Zeuge vernommen wurde: "Der arme Mann ist immer geschimpft worden von der Familie. Er hat sein ganzes Leben gearbeitet." Nachdem seine Befragung beendet war, verabschiedete sich der ebenfalls hochbetagte Mann mit den Worten "Pfiat di Gott, mei Bua" vom Angeklagten.

Im Anschluss standen die Einvernahmen des Sohnes sowie der Ehefrau des Angeklagten auf dem Programm. Der Verteidiger betonte vorab, die beiden hätten "eine symbiotische Beziehung, die nicht nachvollziehbar ist".

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