Hochverrats-Prozess

Nazi-Bande wollte "totalen Umsturz"

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Ihr ''Führer'' starb im Knast – auch ein zweiter Nazi-Boss ist schon tot. Die Anklage blieb trotzdem aufrecht.

Wien. Sie planten die Wiedererrichtung des „Dritten Reichs“, hatten ein Parteiprogramm, das der NSDAP nachempfunden wurde, und strebten eine „politische Parallelgesellschaft“ an, um den totalen Umsturz auf ein außerparlamentarisches System zu erreichen.

Wer so dick aufträgt und wie die „Europäische Aktion“ keinen Zweifel daran lässt, sein Absinnen auch durchzuziehen, muss mit der vollen Härte des Gerichts rechnen – auch wenn die eigentlichen Führer der Nazi-Bande schon tot sind: So starb Hans B., der Kopf des heimischen Zweigs der Neonazi-Gruppierung im August 2018 77-jährig an ­einem Herzleiden in der Haft, der „Gebietsleiter von Wien“ weilt ebenfalls nicht mehr unter den Lebenden (der blaubeflaggten, aber politisch eineindeutig braunen Gruppierung, die ÖSTERREICH-Infos zufolge sogar einem skurrilen Hitler-Double den Lebensunterhalt bezahlt haben sollen).

Den Angeklagten droht bis zu 20 Jahre Haft

Vor Gericht stehen in Wien seit Montag Mitläufer und Komplizen: ein arbeitsloser Ex-Postler (52), ein Heizungsbauer und Pferdestallbetreiber (58) aus Niederösterreich, ein angeblicher IT-Fachmann aus Wien (66) ohne Beschäftigung, ein pensionierter Ingenieur (70) aus Salzburg und ein 29-jähriger Bürokaufmann aus Tirol, der in einer Pizzeria im Bezirk Mistelbach (NÖ) Rekrutierungsveranstaltungen zum Zweck der Anwerbung neuer strammer Mitglieder abgehalten haben soll. Allen fünf droht wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Wiederbetätigung bis zu 20 Jahre Haft.

Vier Angeklagte bekennen sich im Sinne des Verbotsgesetzes schuldig, bestreiten aber jeden Hochverrat. Zur Gänze nicht schuldig fühlt sich der 66-Jährige, der nur für Hans B. Schriften übersetzt haben will.

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