Fall Aliyev:

Prozess- Auftakt gegen einen Toten

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Wenn der Kasachen-Krimi um tote Banker verhandelt wird, fehlt Hauptangeklagter Aliyev.

24. Februar, 7.20 Uhr, Josefstadt: Ex-Botschafter Rakhat Aliyev wird tot in der Zelle entdeckt. Laut Justiz war es Selbstmord, zu 100 Prozent sicher ist das noch nicht. Das toxikologische Gutachten und die zweite Obduktion in der Schweiz stehen aus.

Der Tatort: Almaty, 5.000 Kilometer von Wien weg
Spätestens mit dem Tod des Hauptangeklagten Aliyev erfuhr der Prozess, der am Dienstag unter hohen Sicherheitsmaßnahmen im Landesgericht beginnt, eine neue Dimension. Aliyev fehlt, wenn die Mitangeklagten, Ex-Geheimdienst-Boss Alnur Mussayev und Vadim Koshlyak, sich wegen Mordes an zwei Bankern verantworten müssen. Ihnen droht lebenslang.

Die Anklage:
Die beiden sollen 2007 mit Aliyev in Almaty, 5.000 Kilometer von Wien entfernt, die Manager Zholdas Timraliyev und Aybar Khasenov mit einem Plastiksack erdrosselt haben. Es geht um finanzielle Machenschaften, Erpressung, Entführung, Misshandlung und Mord – und das alles im Dunstkreis des kasachischen Geheimdienstes.

Mussayev und Koshlyak werden sich nicht schuldig bekennen. „Ich war nicht am Tatort, ich erwarte einen Freispruch. Auch Aliyev hat die Morde nicht begangen. Es war der kasachische Geheimdienst“, sagt Mussayev zu ÖSTERREICH. Einzigartig: Österreich verhandelt den Prozess für Kasachstan, weil die Angeklagten in der Heimat kein faires Verfahren erwartet hätte. Die 60 Zeugen werden eingeflogen oder per Video befragt, weil sie in Haft sitzen. Der Prozess ist bis 19. Juni angesetzt, acht Geschworene fällen das Urteil. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Jochen Prüller

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