Mitten in der Hochsaison geraten Wiens Hoteliers unter massiven Druck. Die angekündigte Ortstaxenerhöhung trifft sie unvorbereitet und droht, bestehende Verträge und Budgets zu sprengen. Aus Sicht der Branche fehlt es an Rücksicht auf wirtschaftliche Realitäten und rechtzeitige Kommunikation.
Mitten im goldenen Adventgeschäft rollt auf Wiens Hotellerie ein bürokratischer Tsunami zu. Ab 1. Dezember soll die Ortstaxe von derzeit 3,2 Prozent auf satte 8,5 Prozent steigen. Finanzstadträtin Barbara Novak (SPÖ) hatte die am Montag angekündigte Maßnahme unter anderem mit anfallenden Kosten für die städtische Infrastruktur begründet. Die geplante Verdreifachung reißt vielen Betrieben buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Die Umstellung trifft die Branche zur Unzeit. Gäste haben längst gebucht, viele auch schon bezahlt.
Die Summen sprengen jede Vorstellungskraft. Für ein Hotel mit 100 Betten steigen die Ortstaxenkosten von 100.000 auf 250.000 Euro im Jahr. Gebucht wurde aber auf Basis des alten Satzes. Informieren sollen nun die Hotels. "Alle 830.000 Gäste im Dezember über die Erhöhung zu informieren, ist in der Realität nicht machbar“, warnt Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung. Bleibt die Frage, was passiert, wenn Gäste die Nachzahlung verweigern. "Wir können den Gästen ja nicht den Exekutor schicken“, sagt Veit. Der Imageschaden wäre enorm. Für viele Hotels geht es um die Existenz.
Millionen für die Stadt – das Risiko tragen die Betriebe
Auch die Wirtschaftskammer Wien schlägt Alarm. Präsident Walter Ruck hält die Erhöhung für unbegründet. Der Wiener Tourismusverband sei ausreichend finanziert. Für 2025 stehen ihm 33,4 Millionen Euro zur Verfügung. Schon 2024 lagen die Einnahmen der Stadt aus der Ortstaxe bei 42 Millionen Euro. Laut Ruck erfüllt die Gebühr ihren Zweck bereits. "Die Funktion einer Gebühr ist es, die anfallenden Kosten zu decken und nicht die Budgetlücken." Da die Steuer prozentuell an den Zimmerpreis gekoppelt sei, würden steigende Preise automatisch zu höheren Einnahmen führen. Eine zusätzliche Anpassung sei daher unnötig.
Dennoch plant die Stadt mit einem Einnahmensprung auf 111 Millionen Euro. 69 Millionen Euro Mehrbelastung tragen die Hotels. Dominic Schmid, Obmann der Tourismus-Sparte in der Wirtschaftskammer Wien, kritisiert die kurzfristige Einführung. Verträge mit Gästen, Gruppen oder Kongressveranstaltern seien längst fixiert. Nachverhandlungen sind kaum möglich. Die Stadt riskiert damit den Ruf Wiens als verlässlicher Kongressstandort.
Politisches Pulverfass mit pinkem Zündstoff
Auch politisch droht der Konflikt zu eskalieren. Die Idee der Erhöhung kommt von der SPÖ, braucht aber die Zustimmung der Neos. Walter Veit, Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung, zieht einen drastischen Vergleich. "Das erinnert an die Grünen und Moria.“ Die Neos stehen vor einer Entscheidung mit Signalwirkung. Stimmen sie zu, gerät ihr wirtschaftsliberales Profil ins Wanken. Lehnt die Partei ab, scheitert die Erhöhung. Für die Hotellerie wäre das eine Rettung in letzter Minute.