Jahrzehntelang waren Orhan S. und Volkan Kahraman unzertrennlich: Bis eine angebliche Affäre die beiden in einen tödlichen Strudel aus Eifersucht und Hass riss.
Wien. Fassungslosigkeit und Wut prägen zurzeit die türkische Community in Wien, aus deren Mitte am Mittwoch zwei ihrer Mitglieder – der Ex-Nationalteam-Fußballer Volkan Kahraman (†43) sowie der zweifache Vater Orhan S. (†46) – unter tragischen Umständen aus dem Leben gerissen wurden:
Um 11.40 Uhr peitschen Schüsse durch Wien-Simmering, kurz darauf lagen die beiden in ihrem Blut.
Seinen Lauf genommen hat das Freundschafts-Drama bereits einige Wochen zuvor, als Schütze Orhan S. Verwandten zufolge herausgefunden haben will, dass seine Frau seit Langem eine Affäre unterhält – mit seinem besten Freund Volkan Kahraman:
Abschiedsbrief. Der 46-Jährige soll einen GPS-Tracker am Auto seiner Frau installiert haben. Vor drei Wochen soll er sie dann verfolgt haben und dabei erwischt haben, wie sie und der Ex-Kicker ein Hotel verließen. Für Orhan S. brach eine Welt zusammen und er fasste einen tödlichen Plan:
Am Vormittag der Tat übergab er seinem Neffen sein Handy mit angeblichen Beweisvideos von der Affäre und einen Brief, mit der strikten Anweisung, diesen erst zu öffnen, falls ihm „etwas passiert“. „Ich wünschte, wir hätten den Brief vorher gelesen, dann hätten wir ihn aufhalten können“, so ein Angehöriger des Schützen. In dem Brief schrieb Orhan S.: „Ich kann so nicht mehr weiterleben. Bitte passt auf meine Kinder auf.“ Danach lotste er den ehemaligen ÖVP-Bezirksrat ins Cafe La Strada in der Etrichstraße – bewaffnet mit einer Pistole. Woher die Waffe stammt, darauf haben zurzeit weder die Wiener Polizei noch die geschockten Verwandten eine Antwort.
Nach kurzem Aufenthalt gingen beide nach draußen, die Situation eskalierte: Mit einem Kopfschuss richtete der Installateur seinen ehemals besten Freund hin und nahm sich Sekunden später selbst das Leben. Wobei anzumerken ist, dass Volkans Familie die Dreiecksbeziehung vehement bestreitet.
Zurückbleiben jedenfalls zwei väterlose Familien und geschockte Angehörige, die ihrer Wut freien Lauf lassen. Noch am Tatort kam es zu Tumulten. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen schlugen bald auf Social Media in Hass um – Drohungen mit Klagen gegen Bericht erstattende Medien inklusive.