Folge der Pandemie

Wiens Nachtleben steckt in der Krise

Die Beats sind leiser geworden in Wien. Wo früher bis tief in die Nacht getanzt, getrunken und gelacht wurde, herrscht heute oft gähnende Leere. Die Nachtgastronomie steckt in der Krise - und mit ihr ein ganzer Wirtschaftszweig.

Clubs, Bars und Diskotheken fehlen Gäste, Personal und Perspektive. Die Nachtgastronomie in Wien kommt nicht mehr auf ihr früheres Niveau. Die wirtschaftlichen Folgen treffen nicht nur die Betreiber, sondern auch ganze Branchen rund ums Nachtleben.

Vor der Pandemie gab es in Wien rund 670 Nachtbetriebe mit einer Milliarde Euro Umsatz. Danach sank die Zahl auf etwa 600. Die Erholung bleibt zäh. Laut Stefan Ratzenberger vom Verband der Nachtgastronomie habe die Pandemie eine neue Generation von Ausgehenden hervorgebracht, die lieber draußen feiern, weniger Alkohol konsumieren und klassische Clubs meiden. Das veränderte Freizeitverhalten führt zu deutlich geringerem Umsatz.

Ein Kreislauf gerät ins Wanken

Wegen Personalmangels öffnen viele Lokale nur einmal pro Woche. Früher wurde noch an drei Abenden gefeiert. Einzelne Bereiche bleiben geschlossen, weil nicht genügend Personal vorhanden ist, um den vollen Clubbetrieb zu ermöglichen. Besonders viele Studierende suchten sich während der Pandemie andere Beschäftigungen, da sie als geringfügig Angestellte kaum staatliche Unterstützung erhielten.

Mit dem Rückgang der Clubszene geraten zahlreiche wirtschaftlich abhängige Betriebe unter Druck. Laut Ratzenberger betrifft das auch Taxiunternehmen, Zulieferer, Würstelstände und viele weitere Betriebe, wie er gegenüber dem ORF warnt. Wenn das Nachtleben schwächelt, leidet die gesamte städtische Wertschöpfung.

Was jetzt passieren muss

Neue Impulse kommen durch das Projekt „Free Spaces“, das legale Raves im öffentlichen Raum ermöglicht. Martina Brunner von der Vienna Club Commission nennt es eine wichtige Ergänzung zur Clubkultur. Für Stefan Ratzenberger reicht das nicht aus. Er fordert eine gemeinsame Strategie, um die Nachtgastronomie als festen Teil des Tourismus zu verankern. Nur so kann sich das Nachtleben langfristig erholen und seinen Platz im städtischen Leben zurückerobern.

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