Eine Mitarbeiterin soll sich rassistisch gegenüber einer Kopftuch tragenden Frau geäußert haben.
Am Montag dieser Woche soll es bei den Wiener Linien zu einem rassistischen Vorfall von Seiten einer Mitarbeiterin gegenüber einer jungen Muslimin gekommen sein. Der Vorfall habe sich an der Ticket- und Servicestelle am Schottentor ereignet.
Facebook-Userin Bibi Mohamed schilderte auf der Seite der Wiener Linien, dass es aufgrund des großen Andrangs nach der neuen Semesterkarte für Studierende sehr laut gewesen sei. Deswegen habe eine junge, Kopftuch tragende Frau vor ihr die Mitarbeiterin am Schalter nur sehr schlecht hören können. Als sie die Mitarbeiterin bat, sich zu wiederholen, soll diese die Muslimin respektlos angeschnauzt haben. "Ja, dann gib dein Kopftuch runter, wenn du nicht hören kannst. Da ist die Tür, baba", soll sie geschimpft haben.
Frau unter Schock
Die Muslimin habe daraufhin schockiert geantwortet, dass es Teil ihrer Meinungsfreiheit sei, ein Kopftuch zu tragen. Unter Tränen soll sie der Mitarbeiterin mitgeteilt haben, dass sie dem Vorgesetzten schreiben werde, doch das schien der Frau egal zu sein. Mittlerweile seien auch andere Menschen – Kunden sowie Kollegen der Mitarbeiterin – auf die Auseinandersetzung aufmerksam geworden, doch niemand habe etwas gesagt oder getan, schilderte Bibi Mohamed.
Die Facebook-Userin habe schließlich eingegriffen, indem sie gesagt habe, dass dieser Vorfall unmöglich sei und dass sie sich nicht von einem Rassisten bedienen lassen wolle. Sie und eine Freundin seien schließlich mit der jungen Frau nach draußen gegangen, um sie zu trösten.
Stellungnahme der Wiener Linien
Nach kurzer Zeit reagierten die Wiener Linien auf das Facebook-Posting, das innerhalb weniger Stunden über Tausend Reaktionen hervorrief. "Das Verhalten der Mitarbeiterin ist sehr bedenklich und absolut nicht in Ordnung, da hast du vollkommen Recht. Wir gehen diesem Vorfall intern sofort nach."
Es sei bereits am Mittwoch zu einem Gespräch mit besagter Mitarbeiterin gekommen. Sie habe den Vorfall jedoch anders wahrgenommen, berichtete ein Pressesprecher der Wiener Linien gegenüber Radio Ö24. "Sie hat gesagt, dass es in der Filiale ziemlich laut war und dass es während des Gesprächs immer wieder vorkam, dass sich beide Seiten nicht verstanden haben, weshalb sie die Frau gebeten hat, die Kopfbedeckung von den Ohren zu entfernen, damit man sich besser versteht." Die Mitarbeiterin sei betroffen, denn sie habe nicht beabsichtigt, jemanden zu beleidigen, "schon gar nicht in Richtung Rassismus".
Mitarbeiterin will Vorfall klären
"Anscheinend hat es hier ein Missverständnis gegeben, die Mitarbeiterin hat sich auch klar entschuldigt", so der Sprecher der Wiener Linien. Die Mitarbeiterin würde den Vorfall gerne persönlich mit der betroffenen Frau klären. "Wenn sich die junge Dame zu einer klaren Aussprache in einem persönlichen Gespräch bereit erklärt und sich melden würde, würden wir so ein Gespräch organisieren. Wir als Wiener Linien nehmen den Vorfall als Anlass, weiter in diese Richtung zu arbeiten und Kolleginnen und Kollegen an Ticketstellen noch einmal zu sensibilisieren, wie Worte aufgenommen werden können, sodass es in Zukunft zu keinen Missverständnissen mehr kommt", so der Sprecher.