Wirbel in Wien

Wut-Kindergärtnerin: "Mastschweine haben mehr Platz"

Anna M* arbeitet aus Idealismus in Wien als Kindergarten-Pädagogin. Jetzt ist sie aber kurz davor, alles hinzuschmeißen.

In Wien streiken die Kindergarten-Pädagogen inzwischen jedes Jahr, um auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Es fehlt an Unterstützung, Mitarbeitern, viele klagen über Überlastung.

"Feuer am Dach"

Jetzt packt auch Anna M* aus (*Name von der Redaktion geändert). Sie arbeitet als Kindergarten-Pädagogin bei einem privaten Träger in einem Wiener Kindergarten.

"Mastschweine haben mehr Platz als die Kinder", wettert sie. In ihrer Gruppe zwängen sich 26 Kleinkinder auf engem Raum, betreut werden sie von zwei Personen. "Wenn einmal jemand krank ist, dann ist sofort Feuer am Dach", warnt Anna im oe24-Gespräch.

"Ursprünglich ergriff ich den Beruf als Idealistin, ich arbeite total gerne mit Kindern. Aber ich weiß nicht, wie lange ich es noch aushalte", sagt Anna. Sie erhofft sich "einfach bessere Bedingungen."

Eine Umfrage der younion _ Die Daseinsgewerkschaft  zeigt dramatische Zahlen:

  •  94 % der befragten Kindergarten-Pädagogen gaben an, dass die Arbeitsbelastung in den vergangenen zwei Jahren zugenommen hat
  • Rund 60 % müssen regelmäßig Überstunden leisten
  • Bei 66 % sind Stellen offen, die nicht nachbesetzt werden (können)
  • 33 % des Personals sieht sich in ihrer Arbeit an der Belastungsgrenze, 38 % stufen die Belastung als „sehr hoch“ ein
  • Die Hälfte der Befragten gibt an, dass der Personalmangel bereits zu gefährlichen Situationen geführt hat
  • 97 % fühlen sich von der Politik nicht wertgeschätzt 

"Sind am Limit"

"Wir sind am Limit und wollen vom Bundesministerium endlich gehört werden", sagte Manfred Obermüller, höchster Gewerkschafter der Wiener Kindergärten bereits vor über einem Jahr gegenüber MeinBezirk: "Es geht dabei nicht nur um die Pädagoginnen und die Pädagogen, sondern auch um die Kinder".

Wenn die Herdprämie kommt, dann... 

Inzwischen ist die Herdprämie auch Thema im Kindergarten. So sagte ein Vater zu Anna M. "Wenn die Herdprämie kommt, dann sind hier nur noch drei Kinder." Deutsch wird aber von vielen Kindern, die zuhause mit einer anderen Umgangssprache aufwachsen, zuallererst im Kindergarten gelernt. Auch in Annas Gruppe bietet sich ein buntes Bild mit einer Vielzahl unterschiedlicher Nationalitäten. "Wir brauchen endlich mehr Personal, bessere Bezahlung und mehr Unterstützung", schließt Anna ihren Hilferuf. "Dann arbeiten wir auch wieder gerne hier."

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