Die in Kroatien verschwundenen "Österreicher" haben mindestens einen Pass gefälscht - der "echte" Inhaber ist SPÖ-Politiker.
Ob es sich bei den Personen, die sich am 4. November mit falschen Dokumenten einen "OCEANIS Clipper 510" ausgeborgt und nicht wieder zurückgegeben haben, überhaupt um Österreicher handelt, ist fraglich, meinte der Sprecher des Bundeskriminalamts, Gerald Hesztera.
Politikers-Pass missbraucht
Ein gefälschter Pass, den die
Verdächtigen bei dem Charta-Unternehmen angegeben haben, konnte nun dem
steirischen SPÖ-Politiker Klaus Zenz zugeordnet werden. Der
Landtags-Abgeordnete hat mit dem kriminellen Coup natürlich nichts zu tun
und geht ganz normal seiner Arbeit nach. "Ich habe mit der Sache nichts
zu tun!", betonte Zenz, der "des öfteren" angerufen und
gefragt worden ist, ob er sich auf einer Yacht befände. Er könne sich nur
wundern, wie sein Name im Zusammenhang mit der Entführung aufgetaucht sei,
sagte er am Mittwoch. Auch seien die Behörden an ihn nicht herangetreten.
Restliche Identitäten ungeklärt
Die restlichen
Identitäten - Veronica Schwarz, Heidi Lachmann, Karl Kirch, Alexander Burg
und Karl Weismann - konnten noch nicht eruiert werden. Für das
Bundeskriminalamt sind die Ermittlungen deshalb auch - vorerst -
abgeschlossen. In Split wird noch ermittelt: "Wir überprüfen derzeit
alle Hinweise und suchen nach dem Schiff und der Crew", sagte die
Sprecherin der Exekutive. Nähere Informationen wollte sie aus "kriminaltaktischen
Gründen" aber nicht geben.
Schiff ist 150.000 Euro wert
Die Hintergründe der Tat liegen
ebenfalls noch im Dunkeln. Zwar gehen die Behörden davon aus, dass das Boot,
das rund 150.000 Euro wert sein soll, weiterverkauft wurde, doch sei auch
möglich, dass es zum Transport von Schmuggelgut verwendet worden sein
könnte. Auch ein Versicherungsbetrug wurde nicht völlig ausgeschlossen. Die
Mitarbeiter des Charta-Unternehmens wurden am Dienstag einvernommen,
Ergebnisse wollte die Sprecherin aber keine bekannt geben.
Kein Kontakt zu Angehörigen
Die kroatischen Behörden hatten
von Anfang an vermutet, dass das Verschwinden der Crew samt dem Boot einen
kriminellen Hintergrund hatte. "Normalerweise würden in so einem Fall
Anfragen von Angehörigen kommen. Irgendetwas stimmte da nicht",
meinte der Sprecher der kroatischen "Nationalen Agentur für Sicherheit
und Rettung am Meer". Es war auch keine einzige Vermisstenmeldung bei
der Polizei oder beim Außenministerium eingegangen.
Zahl der Menschen auf Schiff unklar
Bisher ist nicht einmal
geklärt, wie die Verdächtigen überhaupt zu dem Boot gekommen sind. "Wir
wissen nicht, ob alle sechs Personen in das Charter-Unternehmen gekommen
sind oder nur einer und welche Dokumente sie vorgelegt haben", so
Hesztera. Fest steht lediglich, dass die angegebenen Daten keiner Person
zuordenbar sind und die Namen für Österreich auch völlig untypisch
buchstabiert sind.
"Für die Überprüfung der Daten war das Charter-Unternehmen verantwortlich", sagte Hesztera. Die Mitarbeiter würden derzeit von der kroatischen Polizei einvernommen werden.
Der Chef der Yachtvermietung "Adria Coral Charter", Toni Bezeljak, ist verzweifelt. Vor fünf Tagen hätten die sechs " Österreicher " samt seiner 15 Meter langen Segelyacht wieder im Hafen einlaufen müssen.
Skipper-Schein und Identität gefälscht
Nicht nur die
Identitäten der Crew-Mitglieder dürften gefälscht sein, auch der
Skipper-Schein des "Kapitäns" ist "nicht korrekt",
sagte ein Sprecher der "Nationalen Agentur für Sicherheit und Rettung
am Meer".