Im Jänner 2006 wurde das Wiener Paar Rabitsch/Koller in Bolivien ermordet. Die beiden Angeklagten müssen 30 Jahre hinter Gitter.
In dem Mitte April begonnenen Prozess um die Entführung und Ermordung eines jungen Wiener Paares in La Paz sind in der bolivianischen Großstadt nun die Urteile ergangen: Zwei Mitglieder der Bande, die für die Taten angeklagt waren, sind zur Höchststrafe von 30 Jahren verurteilt worden. Das teilte der Vater des vor mehr als zwei Jahren getöteten Peter Rabitsch, Hermann Rabitsch, am Sonntag mit.
Auf Armenfreidhof verscharrt
Peter Rabitsch (28) und seine
Freundin Katharina Koller (25) waren im Jänner 2006 im Zuge einer Weltreise
in Bolivien entführt und getötet worden. Ihre Leichen wurden auf einem
Armenfriedhof in La Paz verscharrt.
Bei den zur Höchststrafe verurteilten Männern handelt es sich laut Hermann Rabitsch um den Anführer der mindestens 15-köpfigen Bande, Ramiro Milan Fernandez, genannt "die Qualle", sowie um Wilfredo Alanes Perez. Für beide gebe es kein Recht auf frühzeitige Begnadigung. Sie sitzen nun im Hochsicherheitsgefängnis Chonchocoro in La Paz ein. Die Frau des Bandenchefs, Jovana Perez, wurde zu 15 Jahren Haft in einem Frauengefängnis verurteilt. Ein weiterer Angeklagter, der Besitzer eines Wirtshauses, in dem sich die Bandenmitglieder nach den Taten getroffen haben sollen, wurde mangels Beweisen freigesprochen.
Weiterer Prozess
In diesem Jahr wird laut Hermann Rabitsch noch
ein Prozess gegen weitere Bandenmitglieder beginnen. Unter anderem könnte
sich ein Mann, der sich momentan in U-Haft befindet, vor Gericht
verantworten müssen. Weiters werde es aufgrund privater Videoaufzeichnungen
möglicherweise zu "Überraschungen" im Hinblick auf zwei korrupte Polizisten
kommen, so der Vater des Ermordeten.
Laut Rabitsch hat es in dem Verfahren seit 28. April immer wieder unerwartete Verzögerungen gegeben. Unter anderem wurde der seit mehr als zwei Jahren mit dem Fall betraute Staatsanwalt abgezogen und erst durch mehrere Interventionen wieder bis zum Ende beauftragt. Erst im Juni kam der Prozess wieder ins Rollen. In einer letzten, fünfzehnstündigen Marathonsitzung, die in der Nacht auf Samstag zu Ende ging, wurden schließlich die vier Urteile gefällt. Das Tribunal bestand aus zwei Berufsrichtern und drei Geschworenen.
Ein Beschuldigter verübte Selbstmord
Von den acht in diesem
Verfahren Angeklagten standen bisher vier vor Gericht. Die anderen sind
flüchtig, gegen sie wurde am Anfang des Prozesses in Abwesenheit verhandelt.
Sie wurden zu "Rebellen" erklärt, nachdem die Anklageschrift in
bolivianischen Zeitungen veröffentlicht worden war. Ein weiterer
Beschuldigter hatte einen Tag nach seiner Festnahme Selbstmord begangen.
Drei weitere Mitglieder der kriminellen Vereinigung waren im August 2007 rechtskräftig verurteilt worden. Der damals hauptangeklagte 19-jährige Moises Valda Rioja erhielt 15 Jahre Haft. Rioja hatte den nun verurteilten Bandenkopf Ramiro Milan schwer belastet.
Polizisten entlassen
Der Fall bewegte nicht nur in Österreich
die Öffentlichkeit, sondern löste in Bolivien eine Debatte über Korruption
innerhalb der Polizei aus und führte zur Entlassung von Polizisten und
Beamten, die angeblich in das Verbrechen verstrickt waren. Für Hermann
Rabitsch, der dem Prozess im April beiwohnte, wurde mit den Urteilen vorerst
"einigermaßen Gerechtigkeit" geübt.