Fronleichnam – für viele in Österreich ist es ein willkommener Feiertag im Juni, verbunden mit festlichen Prozessionen, Blumenteppichen und geschmückten Altären. Aber worum geht es bei diesem katholischen Fest eigentlich?
Fronleichnam, offiziell das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, gehört zu den wichtigsten Feiertagen im katholischen Kirchenjahr. Im Mittelpunkt steht der Glaube, dass Jesus Christus in der Eucharistie – also in der gewandelten Hostie – real gegenwärtig ist. Die Kirche feiert, dass Jesus nicht nur einst gelebt hat, sondern heute mitten unter den Gläubigen gegenwärtig ist.
Der Name „Fronleichnam“ stammt vom mittelhochdeutschen „vrône lîcham“, was so viel bedeutet wie „Leib des Herrn“. Der Feiertag wird immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten begangen – also 60 Tage nach Ostersonntag.
Ursprung: Eine Vision und ein päpstlicher Erlass
Die Idee zu diesem Fest geht auf die Augustinernonne Juliana von Lüttich zurück. Im 13. Jahrhundert hatte sie Visionen, in denen sie sah, dass ein Fest zu Ehren des Altarsakraments im Kirchenkalender fehlte. Papst Urban IV. griff diese Anregung auf und führte Fronleichnam 1264 als offizielles Fest der katholischen Kirche ein.
Fronleichnam in Österreich: Gelebter Glaube im öffentlichen Raum
In Österreich ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag. Der religiöse Kern des Festes zeigt sich besonders in den Prozessionen: Nach der Festmesse wird die Hostie in einer Monstranz durch die Straßen getragen, begleitet von Geistlichen, Ministranten, Musikkapellen, Abordnungen der Feuerwehren, Trachtenvereinen und vielen Gläubigen. Entlang der Route gibt es mehrere Altäre, an denen Station gemacht wird – meist festlich geschmückt mit Blumen, Birken und Tüchern.
Vor allem in ländlichen Gegenden wird großer Wert auf diese Tradition gelegt. In vielen Dörfern schmücken Anrainer ihre Häuser mit Fahnen oder Heiligenbildern. Kinder streuen Blütenblätter – als Zeichen der Ehrerbietung.
Zwischen Brauchtum und Alltag
Während für viele gläubige Menschen der religiöse Aspekt im Vordergrund steht, nutzen andere den Feiertag für einen Kurzurlaub oder entspannte Stunden im Grünen. Trotzdem bleibt Fronleichnam ein stark sichtbarer Ausdruck des katholischen Glaubens im öffentlichen Raum – und eine Gelegenheit, Gemeinschaft zu erleben.
Die Prozessionen sind mehr als Folklore: Sie sollen zeigen, dass Christus nicht nur im Kirchenraum, sondern inmitten der Welt gegenwärtig ist – in Straßen, auf Feldern, in Nachbarschaften. In einer Zeit, in der Glaube für viele privater wird, ist Fronleichnam auch eine bewusste Erinnerung daran, dass Religion öffentlich sichtbar sein kann und darf.