"Habe sie gesehen"

Ernst Holzapfel: Auszüge aus seiner Rede

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Ernst Holzapfel, Priklopils früherer Freund und Mitarbeiter, berichtete den Medien, dass er NAtascha Mitte Juli getroffen habe. Auszüge aus seiner Ansprache.

Ich habe Herrn Priklopil während meiner Lehrzeit bei Siemens in den 80-er-Jahren kennen gelernt. Danach hatten wir ab und zu Kontakt. In den 90-er-Jahren war er Mitarbeiter in meiner Firma und unterstützte mich beim Um- und Ausbau von Immobilien. (…)

Ich bin fassungslos über diese entsetzliche Tat. Ich hätte ihn nie für einen Entführer gehalten. (…)

Er war stets freundlich und hilfsbereit. (…) Er war sehr sparsam, aber nicht geizig. (…)

Obwohl wir uns lange kannten und viel zusammengearbeitet haben, haben wir kaum etwas privat gemeinsam unternommen. Ich habe z. B. auch nie eine Freundin von Herrn Priklopil kennen gelernt. Natürlich haben wir über seine Familie und seine Mutter gesprochen und auch über sonstige belanglose Kleinigkeiten, wie es eben unter Kollegen üblich ist. (…)

Heuer, Mitte Juli, rief mich Herr Priklopil an, dass er sich gerne meinen KFZ-Anhänger ausborgen würde. Ich sagte ihm, dass sei kein Problem und dass der Anhänger vor der Veranstaltungshalle steht. Er kam nach einer Stunde und wurde dabei von einer jungen Frau begleitet. Sie stand mit Herrn Priklopil vor der Hallentür. Beide warteten, dass ich aus der Halle herauskam. Als ich die Tür öffnete, stellte er mir die junge Frau als Bekannte vor und nannte dabei keinen Namen. Ich gab ihr die Hand – sie sagte ein höfliches „Grüß Gott“. Sie machte einen fröhlichen, glücklichen Eindruck. Ich war sehr überrascht und konnte nicht einordnen, ob das seine Freundin war oder doch nur eine Bekannte. Leider hatte ich sehr wenig Zeit und verabschiedete mich kurz danach. Ich wusste natürlich zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das Natascha Kampusch war. Erst bei den Befragungen durch die Polizei wurde mir ein Foto von ihr gezeigt, auf dem ich die junge Frau wieder erkannte.

Über das jetzige Aussehen werde ich – weder jetzt noch in Zukunft – aus Rücksicht auf Frau Kampusch etwas sagen. Nachfragen diesbezüglich sind zwecklos. (…)

Ich bin noch immer mit der Situation überfordert und durch die anschließenden Vorfälle sowie durch das starke Medieninteresse geschockt. Ich muss das erst alles verarbeiten und langsam wieder zur Ruhe kommen.

Ich möchte Sie daher ersuchen, meinen Wunsch nach Ruhe sowohl im privaten wie auch im geschäftlichen Umfeld zu respektieren und appelliere an Ihre Fairness.

Ich wünsche Frau Kampusch alles, alles Gute und dass sie ihren eigenen Weg im Leben geht. (…)

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