Nehammer warnt vor neuer Welle

70.000 Flüchtlinge derzeit an EU-Grenzen

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Soll gemeinsam mit Slowenien noch 2021 abgehalten werden.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) am Dienstag zu Arbeitsgesprächen auf den Westbalkan gereist. Hauptthema war einmal mehr der Kampf gegen illegale Migration. Nehammer kündigte bei seinem ersten Termin im Kosovo eine sogenannte Rückführungs-Konferenz an. Diese soll gemeinsam mit Slowenien abgehalten werden - noch im Jahr 2021.

"Wir müssen mit Rückführungen bereits vor den Toren der EU beginnen. Daher arbeiten wir derzeit gemeinsam mit dem slowenischen Ratsvorsitzenden an der Organisation einer Ministerkonferenz zum Thema Rückkehr, um auch in anderen Ländern der Balkanregion dafür zu werben und weitere EU-Minister ins Boot zu holen", sagte Nehammer. In der Migrationsfrage präsentierte er sich einmal mehr als Hardliner. "Es geht jetzt darum, endlich die richtigen Signale zu senden: Macht euch nicht auf den gefährlichen Weg, es gibt hier keine Bleibeberechtigung, es macht keinen Sinn."

Organisiert werden soll die Konferenz in Kooperation mit der im Vorjahr in Wien gegründeten Plattform gegen Illegale Migration. Diese hat die Koordination von Maßnahmen entlang der östlichen Mittelmeerroute in den Bereichen Grenzschutz, Schleppereibekämpfung, Rückführungen und schnellen Asylverfahren zum Ziel.

Auf dem Reiseplan des Innenministers stehen am Dienstag und Mittwoch der Kosovo, Albanien und Montenegro. Dienstagmittag traf Nehammer in der Hauptstadt Pristina seinen Amtskollegen Xhelal Svecla. Gesprochen wurde dabei auch über den derzeitigen Serbien-Kosovo-Konflikt. Außerdem wurde mit Svecla eine stärkere Zusammenarbeit zur Bekämpfung der illegalen Migration vereinbart. "Der Kosovo ist für Österreich ein ganz wesentlicher Partner, wenn es darum geht, organisierte Kriminalität und Schlepperei zu bekämpfen", sagte Nehammer. Gemeinsam mit Svecla habe man vereinbart, die Zusammenarbeit auf "polizeilicher Ebene weiter zu intensivieren". Auch Svecla wies auf die gute Kooperation mit Österreich hin, für die Unterstützung sei man "sehr dankbar".

Nehammer warnt vor neuem Flüchtlingsstrom

Rund 70.000 illegale Migranten würden sich derzeit in Griechenland und den Westbalkanstaaten befinden. Zahlreiche Menschen, die sich schon länger dort befänden, würden derzeit versuchen, nach Mitteleuropa zu gelangen, der Migrationsdruck steige wieder, sagte Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralstelle zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität im Bundeskriminalamt im Ö1-Morgenjournal. Der Balkan leere sich quasi. Außerdem habe Griechenland in den vergangenen Jahren zahlreiche Asylverfahren durchgeführt, auch das habe zu einer deutlichen Verringerung der Zahl der Flüchtlinge entlang der östlichen Mittelmeerroute geführt.

Nehammer war bereits im Ende April in die Westbalkanländer Nordmazedonien, Bosnien-Herzegowina und Serbien gereist. Hauptthema im Frühjahr war ein sogenannter "Rückführungs-Plan" für Migranten ohne Bleibewahrscheinlichkeit in ihre Herkunftsländer. In Bosnien habe sich hierbei seither viel getan. "Bosnien konnte nach langen Bemühungen jetzt ein Rückführungsabkommen mit Pakistan ratifizieren. Österreich hat über die Plattform gegen illegale Migration die bosnischen Behörden intensiv bei der Ausbildung von Rückführungsspezialisten unterstützt und tut das auch laufend", sagte Nehammer. Seitens der bosnischen Behörden werde derzeit bereits ausgelotet, welche Personen für Rückführungen in Frage kommen, berichtete der Innenminister.

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