Umstrittenes FPÖ-Event in der Hofburg

Hofer überrascht mit Stargast Lugner beim Akademikerball

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Heute, Freitag, findet nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause wieder der freiheitliche "Akademikerball" in der Wiener Hofburg statt.  

Die Demonstration gegen den freiheitlichen Akademikerball in der Wiener Hofburg ist am Freitag um etwa 21 Uhr friedlich zu Ende gegangen. Bei der Schlusskundgebung am Morzinplatz zählten die Organisatoren rund 3.000 Menschen, die Polizei schätzte etwa 2.500. Diese war selbst mit rund 1.200 Beamten im Einsatz. Gröbere Zwischenfälle gab es offenbar keine.

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Lugner als Überraschungsgast von Hofer

Am Freitagabend trafen auch die ersten Gäste beim Akademikerball ein.  Als erster prominenter Besucher kam FPÖ-Volksanwalt Walter Rosenkranz zur Wiener Hofburg - er wird die Eröffnungsrede halten. Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer brachte Richard Lugner mit. Nicht zum Ball kommen wird FPÖ-Chef Herbert Kickl, der sich auf Wahlkampftour für die Kärntner Landtagswahl befindet - und außerdem "generell kein großer Ballgeher" sei, wie es im Vorfeld aus der Partei hieß.

Hofer Lugner
© APA/TOBIAS STEINMAURER
× Hofer Lugner


Auch FPÖ-"Urgestein" Andreas Mölzer traf beim Burschenschafterball ein, der von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer betrachtet wird. Der frühere FPÖ-Chef und Präsidentschaftskandidat Hofer überraschte mit seinem Gast, dem Baumeister und Societylöwen Richard Lugner, der 2016 ebenfalls sein Glück versucht hatte, in die Hofburg einzuziehen. Seit dem damaligen Wahlkampf seien sie gute Freunde, erklärte Hofer vor Journalisten. Dass der Ball am Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine stattfindet, bedauerte Hofer. Der Termin sei aber bereits vor dem Kriegsbeginn festgelegt worden. Lugner meinte dazu, auf der Welt gebe "immer irgendwelche schlechten Ereignisse" - "warum sollen wir, weil die so blöd sind, nicht auf einen Ball gehen", fragte er. Gleichzeitig betonte Lugner auch, dass es eine "Sauerei" sei, was in der Ukraine passiert.
 

Demo führte durch die Innenstadt

Die Protestierenden hatten sich ab 17.30 Uhr beim Sigmund-Freud-Park versammelt. Organisiert wurden die Proteste - wie auch 2020, als der Ball und die damit verbundenen Demonstrationen das letzte Mal stattgefunden hatten - von der Plattform "Offensive gegen Rechts". Das Motto lautet "Faschos aus der Hofburg schmeißen!". Die Demo-Route führte u.a. über die Wipplingerstraße zum Morzinplatz.

"Wir freuen uns, dass auch nach den Corona-Pausen so viele Menschen gegen den Akademikerball auf die Straße gegangen sind. Damit zählen die Proteste gegen den Burschenschafterball zu den beständigsten Protesten in der Geschichte Österreichs", zog Käthe Lichter, Sprecherin der "Offensive gegen Rechts" in einer Aussendung am Freitagabend Bilanz. Gerade die Pandemie habe gezeigt, dass rechtsextreme Gruppen versuchen würden, die gesellschaftliche Verunsicherung zu nutzen, um antisemitische Verschwörungsmythen erneut salonfähig zu machen. "Die FPÖ unterstützt diese Stimmungsmache und weigert sich auf ihren Kundgebungen, sich von antisemitischen Codes zu distanzieren", so Lichter.

Man wolle "ein starkes Zeichen gegen Rechts setzen und den rechtsextremen Ball aus der Hofburg verbannen", sagte Rihab Toumi von der "Offensive gegen Rechts" und Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Wien, bevor die Demonstrierenden losgingen, zur APA.

 

Internationale Gruppierungen seien heuer nicht angekündigt, sagte Axel Magnus, einer der Sprecher der "Offensive gegen Rechts", im Vorfeld zur APA. Sehr wohl dabei war der sogenannte "Schwarze Block", "beziehungsweise die autonome Antifa, wie sie sich jetzt nennen". Eine Gefahr für die Demonstrierenden seien Störaktionen von rechter Seite, meinte Magnus. "Die gefährlichste Geschichte ist, dass es nach der Demo Jagd auf Aktivisten gibt. Da haben wir aber Vorkehrungen getroffen. Es werden Gruppen gebildet, niemand geht allein nach Hause."

Größere Ausschreitungen gab es laut Polizeisprecher Markus Dittrich keine. Lediglich wurden ein paar kleinere pyrotechnische Gegenstände gezündet, was eigentlich verboten ist. Das Platzverbot rund um die Hofburg habe man deshalb so groß gemacht, weil die Erfahrung der vergangenen Jahre gezeigt habe, dass es das brauche, um die beiden Gruppen voneinander abzuschirmen, sagte zur APA. Auch der Wiener Wirtschaftskammer waren bis zum Ende der Demonstration keine Schadensmeldungen bekannt.

Bevor der Demozug kurz nach 19 Uhr vom Sigmund-Freud-Park loszog, hielten einige Teilnehmer und Teilnehmerinnen Reden. Kritik gab es nicht nur an den Burschenschaftern und Teilnehmern des Balles, sondern auch an der Polizei, die diese "schützen" würde. Teils vulgäre Schimpftiraden gab es für den niederösterreichischen Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) aufgrund dessen Sager gegenüber einer Wiener Schulklasse vor wenigen Wochen. FPÖ-Obmann Herbert Kickl sei ein "Faschist", so einige Demonstrierende.

Heftigte Ausschreitungen in der Vergangenheit

Die von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer betrachtete Veranstaltung in der Hofburg wurde in der Vergangenheit immer wieder von zum Teil heftigen Protesten begleitet. Insbesondere im Jahr 2014 kam es zu zahlreichen Sachbeschädigungen und auch zu einer erheblichen Anzahl an verletzten Demonstranten und Polizisten. In den Jahren danach beruhigte sich die Situation aber deutlich. Donnerstagabend kam es allerdings bei einer Gegendemonstration zu Ausschreitungen: Nach Angaben der Polizei wurden drei Beamte verletzt, als Kundgebungsteilnehmer die Polizistinnen und Polizisten mit Eiern und pyrotechnischen Gegenständen bewarfen.

Wiener Hofburg als Sperrzone

Ab Freitagnachmittag richtete die Polizei eine Sperrzone rund um den Veranstaltungsort ein. Der Ring war ab 16.30 Uhr vom Schwarzenbergplatz bis zum Schottentor für den Verkehr gesperrt. Auch der Straßenbahnverkehr war davon betroffen. Mittlerweile konnte der Ring wieder für den Individualverkehr freigegeben werden und die Bus- und Bahnlinien den Betrieb wieder aufnehmen, heißt es von den Wiener Linien.

"Kellernazis": Kritik bereits im Vorfeld

Kritik an dem Ball und seinem Veranstaltungsort kam im Vorfeld von mehreren Seiten. Vom Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA: "Heute beschämen wieder verkleidete Kellernazis ganz Österreich."

Und auch die Wiener Grünen zeigten sich empört. Gemeinderätin Viktoria Spielmann findet es "beschämend, dass der rechtsextreme Akademikerball nach wie vor in den repräsentativen Räumen der Republik stattfinden darf". Dass daran FPÖ-Granden wie der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer und Volksanwalt Walter Rosenkranz teilnehmen, sorgte auch bei der SPÖ für Kritik. "Es ist unannehmbar, dass offizielle Vertreter Österreichs und Burschenschafter den Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine tanzend begehen", meinte deren Sprecherin für Erinnerungskultur Sabine Schatz in einer Aussendung.

 

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