4 Millionen Packungen zu je 10 Stück Kaliumiodid-Tabletten wurden dazu neu gekauft.
Wien/Kiew (Kyjiw). Seit Anfang der 1990er-Jahre beschafft das Gesundheitsministerium Kaliumiodid-Tabletten für die kostenlose Abgabe bei einem schweren Nuklearunfall. Vier Millionen Packungen zu je zehn Stück Tabletten müssen hierzulande verfügbar sein und alle zehn Jahre ausgetauscht werden, wie das Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte. Diese vier Millionen sind nun durch neue Packungen ersetzt worden.
Tatsächlich hat Österreich derzeit aber deutlich mehr Kaliumiodid-Tabletten zur Verfügung. Denn das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hat wie jedes Jahr den bisher vorhandenen Bestand der Packungen untersucht und eine Einschätzung zur Weiterverwendung nach dem Arzneimittelgesetz abgegeben. Dies ergab, dass 3,5 Millionen der bisher gelagerten Packungen weiterverwendet werden können. Damit hat Österreich derzeit 7,5 Millionen Packerln Kaliumiodid-Tabletten zur Verfügung. Eine Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten wäre im Ernstfall nur bei einem schweren grenznahen Kernkraftwerksunfall in Österreich erforderlich, betonte das Ministerium.
50.000 Kaliumiodid-Packungen gespendet
Österreich hat in dieser Woche 50.000 Kaliumiodid-Packungen an die Ukraine gespendet. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) nannte das ein "Zeichen der Solidarität und Nachbarschaftshilfe.". Sie wurden aus Österreich abgeholt und seien aktuell auf dem Weg in die Ukraine. "Ich hoffe, sie werden auch dort nicht gebraucht werden", sagte Rauch.
"Wir arbeiten mit Vorsicht und gleichzeitig ressourcenschonend: Österreich hat ausreichend Kaliumiodid-Tabletten zur Versorgung der gesamten Bevölkerung im Ernstfall zur Verfügung", erläuterte der Gesundheitsminister. Man könne im Anlassfall rasch reagieren. "Ich möchte aber betonen, dass die Verwendung nur im unwahrscheinlichen Fall eines schweren grenznahen Kernkraftwerksunfalls notwendig wäre. Auch bei einem schweren Unfall in der Ukraine wäre eine Einnahme der Tabletten in Österreich nicht nötig", ergänzte der Minister.
Schutzmaßnahme
Kaliumiodid-Tabletten sollen nur nach ausdrücklicher Aufforderung der zuständigen Behörden eingenommen werden. Die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten in Österreich sei eine Schutzmaßnahme, die nur bei schweren grenznahen Kernkraftwerksunfällen notwendig werden könnte und in diesem Fall nur in den am stärksten betroffenen österreichischen Gebieten. Sollte dies eintreffen, würden die Behörden die Bevölkerung rechtzeitig über das Sirenenwarnsystem und den ORF – insbesondere auch über den Zeitpunkt der Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten für Zielgruppen – informieren, betonte das Gesundheitsministerium.
Betroffen wären im Ernstfall Kinder, Jugendliche, Schwangere, Stillende und alle bis 40 Jahre. Über 40-jährige sollten die Tabletten nicht einnehmen, da ab diesem Alter das Risiko von schweren Nebenwirkungen das Strahlenrisiko überwiegt. Auch Personen unter 40 Jahren sollten die Tabletten nur dann einnehmen, wenn die erwartete Schilddrüsendosis durch die Inhalation von radioaktivem Iod bestimmte Werte übersteigt (zehn Milligray - mGy - für unter 18-Jährige, Schwangere und Stillende bzw. 100 mGy für Personen von 19 bis 40 Jahre). Diese Dosiswerte können nur bei einem schweren grenznahen Kernkraftwerksunfall auftreten. Zielgruppen können die Tabletten zur Heimbevorratung kostenlos in Apotheken abholen.