Haushaltsabgabe ab 2024

Neue ORF-Steuer fix: Alle müssen 184 Euro zahlen

Teilen

Die Regierung hat sich auf eine ORF-Digitalnovelle geeinigt: Am Mittwoch präsentierten Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) und die Grüne Klubchefin Sigrid Maurer die Eckpunkte.

So darf der ORF künftig sowohl online-only als auch online-first produzieren, weiters wird es auf ORF.at künftig 70 Prozent Bewegtbild und 30 Prozent Text geben, wobei die Textbeitragszahl pro Woche auf 350 beschränkt wird. Die Sieben-Tage-Beschränkung für Abrufe in der TVthek fällt.

Das Online-Angebot des ORF soll sich trotz des "harten Sparkurses" von 325 Mio. Euro (u.a. durch Einschnitte bei Privilegien und stärkere Transparenzregelungen) und Werbeeinschränkungen erweitern. "Denn wir wollen, dass der ORF mehr junge Menschen mit einem attraktiven Online-Angebot erreicht", so Raab. Dies sei möglich, da durch den neuen ORF-Beitrag, der zwar geringer ausfällt als die GIS, mehr Menschen einzahlen werden. Wie bereits angekündigt, gibt es mit dem "ORF-Beitrag" ab 2024 eine Haushaltsabgabe anstatt der gegenwärtigen gerätegekoppelten GIS-Gebühr.

184 Euro im Jahr plus Länderabgaben

Der ORF-Beitrag wird 15,30 Euro betragen – das sind knapp 184 Euro im Jahr – wobei die Höhe für drei Jahre eingefroren wird. Derzeit sind noch 22,45 Euro pro Haushalt und Monat fällig.

Dazu kommen in einigen Bundesländern noch ORF-Länderabgaben in Höhe von bis zu 6,20 Euro pro Monat hinzu. Das heißt, ein Haushalt in Wien oder im Burgenland muss künftig bis zu 21,50 Euro pro Monat zahlen. Bislang waren es rund 25 Euro.

Bundesabgaben entfallen mit der künftigen Regelung wie auch die Umsatzsteuer. Bisher von der GIS ausgenommene Haushalte bleiben auch weiterhin gebührenbefreit. Nebenwohnsitze sind künftig ausgenommen. Für Unternehmen kommt eine Staffelung. Für Unternehmen mit 50 Mitarbeitern sei ein ORF-Beitrag fällig, bei 100 Mitarbeitern zwei ORF-Beiträge, erklärte die Medienministerin.

ORF Sport+ wird umgestellt

ORF Sport+ bleibt bis 2026 als linearer Fernsehkanal bestehen und soll dann ein rein digitaler Kanal werden. Zusätzlich kündigte Raab einen Kinderkanal für den Onlinebereich an, welcher "qualitativ hochwertig" ausfallen soll. Weitere Kanäle bleiben dem ORF im Digitalen verwehrt.

Im Radio- und Digitalbereich gibt es künftig stärkere Werbebeschränkungen für den ORF, die pro Jahr ca. 25 bis 30 Millionen Euro ausmachen sollen. Insgesamt soll es für den ORF laut Raab zu einem "Nullsummenspiel" kommen. Die Einbußen bei den Werbeeinnahmen sollen durch Mehreinnahmen beim ORF-Beitrag kompensiert werden. Dem ORF sollen durch den ORF-Beitrag künftig 710 Millionen Euro im Jahr zur Verfügung stehen.

Orchester bleibt bestehen

Das Bestehen des Radio Symphonie Orchester (RSO) ist unterdessen bis 2026 durch Bundesmittel gesichert, bis dahin soll eine tragfähige Lösung für die Zukunft erarbeitet werden. "Durch die Finanzierung des RSO über eine Beihilfe bis einschließlich 2026 ist die unmittelbare Zukunft des Orchesters gesichert - für den darüber hinausgehenden Zeitraum ist das politische Bekenntnis der Bundesregierung ebenso unmissverständlich", freute sich Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) in einer Aussendung: "Das RSO bleibt bestehen - und das ist gut so."

Strikte Social-Media-Regeln

Während die geplanten Kanäle für Sport- bzw. Kinder und Jugendliche auch vermehrt auf Social Media oder YouTube veröffentlicht werden dürfen, herrscht ein "Channel-Verbot" für andere Sparten, wie Raab auf APA-Nachfrage betonte. Was die TVthek betrifft, wird es eine Staffelung geben: So dürfen Eigen- und Koproduktionen des ORF bis zu sechs Monate abrufbar sein; Nachrichten, Sendungen zu politischer Information sowie Sendungen über Sportbewerbe bis zu 30 Tage. Sendungen mit zeit- und kulturgeschichtlichem Inhalt (etwa Dokumentationen) bleiben genauso wie Inhalte für Kinder unbegrenzt abrufbar.

Weniger Textbeiträge auf ORF.at

ORF.at soll "audiovisueller und moderner" werden, die Textbeiträge sollen künftig nicht sehr in die Tiefe gehen, sondern Überblicksberichterstattung bieten. 350 Textbeiträge dürfen es künftig pro Woche sein. Derzeit sind es laut Raab in etwa 900, die 400 Videobeiträgen gegenüberstehen. ORF.at solle nicht in Konkurrenz zu Tageszeitungen stehen, sondern das Angebot ergänzen. Für Maurer war es wichtig, "die Rahmenbedingungen so auszugestalten, dass es bestmöglich ist, den öffentlich-rechtlichen Auftrag wahrzunehmen". Der ORF gehöre "uns allen und soll auch alle Generationen erreichen", so Maurer. Die bisherigen Regelungen hätten es dem ORF erschwert, bei der sich rasend entwickelnden Digitalisierung mitzuhalten. "Wir bringen dieses Angebot ins 21. Jahrhundert."

ORF
© APA/HARALD SCHNEIDER
× ORF

Transparenz bei ORF-Gehältern

Auferlegt wird dem ORF von der Regierung ein Transparenzbericht. Dieser legt etwa die Gehälter von ORF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern und deren Nebenbeschäftigungen offen. Ab einem Jahresbruttogehalt von 170.000 Euro ist eine namentliche Veröffentlichung vorgesehen. Diverse "Privilegien" werden beschnitten - etwa im Bereich der Wohnungszulagen, Sonderpensionen und Abfertigungen.

Das Gesetzesvorhaben soll demnächst in Begutachtung gehen. Bis Jahresende muss zumindest die Neuregelung der ORF-Finanzierung fixiert werden, da dies ein Verfassungsgerichtshoferkenntnis vorsieht.

So reagiert ORF-Chef Weißmann

Der ORF begrüßt die Neuregelung seiner Finanzierung und die Digital-Novelle. "Mit der Entscheidung für einen ORF-Beitrag (Haushaltsabgabe) ist eine wesentliche Grundlage für eine zukunftssichere Weiterentwicklung des ORF geschaffen", erklärte ORF-Generaldirektor Roland Weißmann in einer Aussendung. Die Finanzierung des ORF und seine Unabhängigkeit seien "nachhaltig abgesichert". Die Digitalnovelle bezeichnete Weißmann als "Kompromiss zwischen den Marktteilnehmern", damit könnten nun "die Angebote für das Publikum in öffentlich-rechtlichen Kernbereichen gestärkt werden". Das Ergebnis sei vor allem im Sinn des Publikums, der ORF werde so digitaler, österreichischer aber auch für jeden zahlenden Haushalt günstiger. Die Neuregelung der ORF-Finanzierung ändere nichts an der Tatsache, dass der ORF auch weiterhin sparsam wirtschaften und die Finanzierungslücke von rund 300 Mio. Euro bis 2026 aus eigener Kraft schließen müsse.

Kritik von Medien-Verbänden

Von einer "medienpolitischen Fehlentwicklung" sprach am Mittwoch der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) in einer ersten Reaktion auf die Einigung der Regierung. "Aufgrund der dominanten Marktposition des ORF in vielen Bereichen - insbesondere als Marktführer im Digitalbereich - droht bei einer ungebremsten Ausweitung seiner digitalen Möglichkeiten ein massiver Einschnitt in der heimischen Medienvielfalt", warnte VÖZ-Präsident Markus Mair. Es gelte, für einen fairen Interessenausgleich zu sorgen und die Medienvielfalt im Auge zu behalten. Der VÖZ fordert weitere Gespräche im Zuge des Begutachtungsverfahrens und werde sich hier nach Kräften gegen eine weitere Wettbewerbsverzerrung einsetzen. "Aufgrund der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage steht die Medienvielfalt in Österreich auf dem Spiel", mahnte Mair.

Unzufrieden zeigte man sich auch beim Verband Österreichischer Privatsender (VÖP). Das Gesetzespaket stärke nicht den Medienmarkt als Ganzes, sondern in erster Linie den ORF, wurde in einer Aussendung kritisiert. Dieser solle nicht nur weitreichende Online-Freiheiten erhalten, auch sein Budget werde deutlich erhöht, indem die Beitragspflicht ausgeweitet werde. Dass dadurch die Entwicklungsmöglichkeiten aller privaten Medien in Österreich signifikant beschränkt würden und die Lebensgrundlage privater Radio- und TV-Sender noch stärker unter Druck gerate, nehme die Regierung offenbar in Kauf. "Der ORF ist bereits mit Abstand der größte Medienanbieter Österreichs, nicht nur im Rundfunk, sondern auch im Online-Bereich. Die geplante Stärkung seiner Dominanz schadet der Medienvielfalt in Österreich, vor allem mit Blick in die Zukunft", so VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm.

Auch Opposition teilt aus

Kritisch fielen auch die Reaktionen der Opposition aus. SPÖ-Mediensprecher Jörg Leichtfried ortete massive Schwächen und insgesamt eine vertane Chance. Es fehle ein Zukunftskonzept über die Aufgaben eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks, meinte er. Bei der Haushaltsabgabe vermisste er eine soziale Staffelung. Auch von der FPÖ kam ein "klares Nein zur ORF-Zwangssteuer". Darüber hinaus führe die Digitalnovelle zu einer Besserstellung des ORF gegenüber privaten Medienunternehmen, wodurch die Medienvielfalt bedroht werde, so FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker. Sein NEOS-Gegenüber Henrike Brandstötter vermisste eine Schärfung des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags und kritisierte, dass die Regierung sich gegen eine Gremienreform, gegen die Abschaffung der Landesabgabe und gegen die Abschaffung des Anhörungsrechts der Landeshauptleute entschieden habe.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
 16:57

Das war's – die ORF-Steuer ist fix

Raab und Maurer bedanken sich, die Pressekonferenz ist beendet.

 16:51

"Das haben wir uns nicht ausgesucht"

Dass künftig auch alle zahlen müssen, die den ORF gar nicht oder nur online konsumiert haben, sei dem Erkenntnis des Verfassungsgerichtshof geschuldet, erklärt Raab. Man habe auch deshalb versucht, mehr Online-Content beim ORF zu schaffen, um einen Mehrwert zu bieten.

 16:41

ORF-Steuer wird eingefroren

Laut Raab wird die ORF-Haushaltsabgabe für mehrere Jahre auf 15,30 Euro eingefroren.

 16:39

So läuft die Haushaltsabgabe

Raab spricht von einem "straffen Zeitplan" bis Ende des Jahres. Noch heute, spätestens morgen früh soll das Gesetz in Begutachtung gehen. Bis Herbst soll es für den ORF Klarheit geben, wie der neue Beitrag abgewickelt wird. Die bisherigen GIS-Zahler (Einzug oder Erlagschein) werden automatisch auf das neue System umgestellt und zahlen einfach weniger als bisher. Alle Menschen, die bisher nicht gezahlt haben, sollen ein Schreiben bekommen.

 16:37

Details zum ORF-Sport

ORF Sport+ soll bis 2026 als Spartensender erhalten bleiben, bis dahin aber sukzessive das Sport-Angebot auf ORF 1 erhöht werden. Parallel dazu soll auch mit den neuen Online-Möglichkeiten und einer geplanten neuen Sport-App mehr Fokus auf weniger populäre Sportarten gelenkt werden.

 16:35

Nur Kurzberichte auf orf.at

"Die blaue Seite" soll nicht mit anderen Medien konkurrieren, sondern als Ergänzung dienen. Die Textbeiträge dürfen nicht vertiefend sein sondern eine Kurzberichterstattung bieten. Damit soll Konkurrenz insbesondere mit Tageszeitungen vermieden werden, so Maurer.

 16:35

Social Media

Der ORF darf laut Maurer auch weiterhin in sozialen Medien aktiv sein und seine Inhalte bewerben.

 16:33

Sigi Maurer ist am Wort

Die neuen Online-Möglichkeiten (online first und online only) ermöglichen es dem ORF, stärker mit privaten Medien zu konkurrieren, sagt die grüne Klubobfrau.

 16:29

Umstellung bei orf.at

Der Online-Auftritt des ORF soll künftig 70 Prozent Bewegbild und nur mehr 30 Prozent Textbeiträge anbieten.

 16:28

ORF Sport+ ist bis 2026 gesichert

Auch das Radio-Sinfonieorchester bleibt bestehen.

 16:25

Raab: "Wir wollen Fairness stärken"

Menschen sollen auf eine Vielzahl an Medien zugreifen können. "Das hat einen demokratiepolitischen Wert", sagt Raab. Daher habe man sich auf Beschränkungen für den ORF geeinigt. Als Beispiel nennt die Ministerin, dass es teilweise zu viel Werbung gebe, diese soll beim Radio und Online beschränkt werden.

 16:23

Transparenzbericht kommt

Darin müssen künftig die Gehälter und Nebeneinkünfte der ORF-Mitarbeiter offengelegt werden. Ab einer gewissen Grenze wird dies auch namentlich geschehen.

 16:22

Kürzungen bei Abfertigungen und Sonderpensionen

Aktuel zahlt der ORF seinen Mitarbeitern über die normale Pension eine Sonderpension. Diese soll bis zu 25 Prozent gekürzt werden, auch Abfertigungen sollen begrenzt werden.

 16:21

Harter Sparkurs

Raab kündigt weiters einen harten Sparkurs sowie eine Beschneidung der Privilegien besonders bei älteren Bediensteten an. So sei es möglich, bei weniger Geld mehr bzw. besseren Content anzubieten.

 16:20

Neues Kinderprogramm

Raab kündigt auch an, dass der ORF sein Programm speziell für Kinder überarbeitet. Das sei ihr als Mutter persönlich besonders wichtig gewesen. Im Online-Bereich soll es einen eigenen Kinderkanal geben.

 16:19

Online only und online first

In der TVThek wird es künftig auch Inhalte vorab geben bzw. generell exklusiven Online-Content.

 16:18

7-Tage-Frist bei der TVThek entfällt

Der ORF darf Inhalte künftig auch länger in der TVThek anbieten, bisher waren Videos nur maximal sieben Tage verfügbar.

 16:17

Raab: "Weniger Geld, mehr Inhalte"

"Wir wollen, dass der ORF künftig auch mehr junge Menschen erreicht", erklärt Raab. Die Zukunft liege im digitalen Bereich und im Bewegtbild. Daher soll der ORF neue Möglichkeiten bekommen.

 16:16

Nebenwohnsitze ausgenommen

Künftig muss man nur mehr einmalig den ORF-Beitrag zahlen, nicht mehr zusätzlich für weitere Wohnsitze.

 16:15

Betrag wird 15,30 Euro betragen

Die GIS wird abgeschafft, eine neue ORF-Gebühr wird eingeführt, verkündet Raab. Diese wird 15,30 Euro monatlich kosten.

 16:14

Die Pressekonferenz hat begonnen

Medienministerin Susanne Raab und die Klubobfrau der Grünen Sigi Maurer treten vor die Medien

 16:03

"orf.at": Nur noch 350 Meldungen pro Woche

Bisher publizierte orf.at etwa 900 Meldungen pro Woche – laut ersten Infos im Vorfeld der Pressekonferenz soll es künftig nur noch 350 Meldungen sein. Das wären dann 50 Artikeln am Tag.

 16:00

Haushaltsabgabe kommt

Mit der ORF-Reform kommt auch die Haushaltsabgabe – in Kürze werden Ministerin Raab und Grünen-Klubobfrau Maurer die Details bekanntgeben.

 15:54

Willkommen zum oe24-Liveticker!

In wenigen Minuten soll die Pressekonferenz im Bundeskanzleramt starten – dann präsentieren Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) und Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer den Entwurf für das neue ORF-Gesetz. Wir berichten im Liveticker!