Ein kurzer Lockdown hätte Nachholeffekte, ein langer ''wäre furchtbar''.
Wien. Am Mittwoch werden die aktuellen Arbeitslosenzahlen präsentiert - sie werden "nicht so wild" ausfallen, sagte AMS-Chef Johannes Kopf am Sonntagabend in der "ZiB 2" des ORF. "Bisher werden uns die Türen nicht eingerannt", weder bei Kurzarbeitsanträgen, noch von Arbeitsuchenden, so Kopf. Wenn der Lockdown kurz ausfällt, könnten die Umsatzeinbußen noch aufgeholt werden, ein langer Lockdown hingegen "wäre furchtbar".
Für Kurzarbeitsanträge hätten die Betriebe allerdings noch Zeit, sagte der AMS-Chef. "Alle Unternehmen können bis zu drei Wochen im Nachhinein, im Idealfall, sage ich, nach dem Nikolotag, Anträge stellen." Auch bei den Arbeitsuchenden habe man mit mehr gerechnet, als diese Woche zusätzlich gekommen seien. Es gebe derzeit noch immer etwa 100.000 Arbeitsuchende weniger als im Vorjahr, die gute Entwicklung in diesem Jahr sei noch spürbar, "aber der Unterschied wird geringer". Die Betriebe hätten außerdem einige Monate mit Arbeitskräftemangel erlebt, daher würden jetzt Kündigungen nicht leichtfertig ausgesprochen und für einen kurzen Lockdown auch keine Kurzarbeit beantragt. "Tatsächlich gewöhnt man sich ja sogar an Schrecklichkeiten."
Die Idee, die Geschäfte am 19. Dezember offen zu halten, hält der AMS-Chef für eine gute, weil verlorene Umsätze zum Teil nachgeholt werden könnten, "aber der eine Tage wird jetzt nicht den großen Unterschied machen."
Bewahrheitet sich Kopf-Prognose zur Kurzarbeit?
Ob sich seine Prognose bewahrheiten wird, dass es bis zu 500.000 Anmeldungen zur Kurzarbeit geben könnte, werde von der Dauer des Lockdowns abhängen, sagte Kopf, "mehr, glaube ich, wird's nicht." Bei einem kurzen Lockdown würden die Zahlen sicher nicht so hoch werden, "wenn es länger dauert, muss man schon mit dieser Zahl rechnen."
Laut Kopf sind rund 4.000 Betriebe seit Beginn der Krise vor eineinhalb Jahren durchgehend, höchstens mit kurzen Unterbrechungen, in Kurzarbeit. Das seien etwa 20.000 Beschäftigte. Allein beim Flughafen und bei der AUA seien es 10.000 Leute.
Was die Langzeitarbeitslosigkeit angehe, fürchte er sich nicht vor dem nächsten Jahr, wenn der Lockdown nur kurz dauere, denn da werde es auch Nachholeffekte geben. Ein langer Lockdown hingegen "wäre furchtbar".
Den Appell von AK-Präsidentin Renate Anderl, den ab 2023 geplanten Personalabbau bei den Arbeitsämtern zu stoppen, begrüßte Kopf. Das sei derzeit aber auch nicht das Thema. Richtig sei, dass mehr AMS-Personal auch zu niedrigeren Arbeitslosenzahlen führe, "das ist sogar ein Geschäft für die öffentliche Hand".