Ein Loch im Herz, die rechte Hand weg. Wie ein Böller zu Silvester für immer veränderte, erzählt Tobias Messerer im oe24.TV-Interview mit Isabelle Daniel
Ein Böller. Ein „jetzt kracht es gleich“. Eine Explosion mitten in der Dunkelheit der Silvesternacht 2022/23 und plötzlich ist sein Leben für immer verändert. Die Rede ist von dem heute 19-jährigen Tobias Messerer, der im oe24.TV-Interview mit beeindruckender Stärke erzählt wie fatal sich der Kauf und das Zünden eines illegalen Krachers ausgewirkt hat. Jetzt, knapp vor Silvester 2025/26 kommen wieder fast täglich Jugendliche mit schwersten Verletzungen durch Böller in Unfallspitäler in Österreich.
Die Geschichte des Tobias M. zeigt, wie eine scheinbare „Mutprobe“, ein scheinbares Silvester-„Vergnügen“ enden kann. Er hatte als 16-Jähriger einen illegalen Böller in Tschechien gekauft. „Das die Kraft eines Kriegsgerätes hatte“, sagt einer seiner behandelnden Ärzte später.
"Und dann war da nur noch Blut und Knochen"
Hat er in diesen ersten Minuten des damals neuen Jahres 2023 verstanden was mit ihm passiert sei? „Ich wusste, dass was Gröberes passiert ist. Aber mir war da noch nicht klar, dass die rechte Hand weg war. Ich hatte die ganze Zeit versucht wieder auf die Beine zu kommen. Ich habe immer wieder nach rechts gegriffen und dann gespürt, dass da nur noch Fleisch, Knochen und Blut ist“.
"Mit Herzstillstand in OP gerollt"
Ein Rettungshubschrauber bringt ihn in das Klinikum St. Pölten – das AKH in Wien hat in dieser Silvesternacht keine Kapazität mehr frei, sie kämpfen gerade selbst um das Leben von Böller-Opfern in Wien. Tobias hat Glück im Unglück – als er in das Spital in St. Pölten gerollt wird, bleibt sein Herz stehen. Er wird sofort reanimiert. „Die zehn Minuten länger, die der Christopherus II ins AKH gebraucht hätte, hätte ich nicht überlebt“, sagt Tobias ganz ruhig im oe24-Interview. Seine Ärzte bestätigen das.
21 Stunden haben sie um sein Leben gekämpft und ein kleines „Wunder“ geschafft. Tobias hatte nicht „nur“ die rechte Hand verloren, er hatte auch schwere interne Verletzungen: ein Loch im Herzen und schwerste Blessuren der Lunge. Fünf Stunden operieren alleine Herzchirurg Bergmann und seine Kollegen. Immer wieder muss er reanimiert werden. Danach kommen die Unfall- und die rekonstruktive Chirurgen.
„Es war natürlich nicht klar, ob ich diese Operationen überlebe“, sagt er heute. Er hat recht. Als er am OP-Tisch lag, lag seine Chance das zu überleben bei unter 10 Prozent. Heute kann Tobias mit seiner Prothese wieder ein fast normales Leben führen. Er kann Skifahren und laufen und arbeiten. Und er will verhindern, dass andere ein ähnliches Schicksal erleben wie er: „Lasst das bleiben“.