Justiz-Skandal

Bub (14) in Zelle gequält

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Richterin deckte auf - Folter im Jugendknast. 

Erbrochenes vom Boden aufschlecken, mit der Zahnbürste Toiletten putzen und Vergewaltigungen mit einem Besenstil – solche Höllenqualen sollen einem 14-jährigen Insassen in der Jugendabteilung der Justizanstalt Josefstadt widerfahren sein. Richterin Beate Matschnig deckte den „Folter-Skandal“ auf und sorgt für helle Aufregung und blankes Entsetzen. „Im Strafvollzug gibt es eben keine paradiesischen Zustände“, schockierte Justizministerin Beatrix Karl im Ö1-Interview. Auch der stellvertretende Leiter der Vollzugsdirektion Christian Timm beschwichtigte: „Hierbei handelt es sich um einen Einzelfall. Solche Misshandlungen und Übergriffe stehen nicht auf der Tagesordnung.“

Aufklärung
Nichtsdestotrotz kämpft Richterin Matschnig weiter für ihre Jugendlichen: „Insassen werden 65 Stunden in eine Zelle gesperrt, sind sich selbst überlassen. Es wäre viel mehr Betreuungspersonal nötig und Jugendliche sollten außerdem nicht im Gefängnis sitzen, sondern in Heimen betreut werden.“ Doch auch gegen den Vorwurf des langen Einsperrens wehrt sich Timm. Der Skandal wird jetzt zum Politthema. Grüne und SPÖ fordern lückenlose Aufklärung. Matschnig ist froh, dass auch die Politik eingeschaltet ist.

Richterin im ÖSTERREICH-Gespräch
ÖSTERREICH:
Warum haben Sie diesen Skandal aufgedeckt?
Beate Matschnig:
Ich kämpfe schon immer für meine Jugendlichen, bin auch oft in der Justizanstalt. Ich spreche viel mit den Beamten. Dann war da der 14-Jährige, der von Mithäftlingen brutal misshandelt wurde. Er vertraute sich Betreuern an.

ÖSTERREICH: Wie kann so etwas überhaupt passieren?
Matschnig:
Die Jugendlichen werden zu fünft für bis zu 65 Stunden bei brütender Hitze in eine Zelle gesperrt. Der Nachtdienst beginnt am Wochenende am Freitag schon um 15 Uhr, bis 7 Uhr früh am Montag werden die Insassen sich selbst überlassen.

ÖSTERREICH: Woran liegt das? An den Beamten?
Matschnig:
Nein, auf keinen Fall. Die Beamten leisten gute Arbeit. Aber es wäre mehr Betreuungspersonal nötig.

ÖSTERREICH: Was wäre außerdem wichtig für eine Verbesserung?
Matschnig:
Das Platzproblem kann nicht so schnell gelöst werden. Aber wir arbeiten an einem Projekt, bei dem Jugendliche mit Fußfesseln bei Jugendorganisationen untergebracht werden. Das muss sofort gestartet werden.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu der Aussage der Justizministerin?
Matschnig:
Zwischen „kein Paradies“ und menschenwidrigen Zuständen ist ein klarer Unterschied.

 

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