Ein höheres Pensionsantrittsalter ist für Sozialminister Erwin Buchinger (S) kein Mittel zur Finanzierung des Sozialsystems.
Gegen eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre wie in Deutschland hat sich Sozialminister Erwin Buchinger (S) am Montagabend in Linz ausgesprochen. "Dafür bin ich nicht zu haben", stellte der Minister im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung der oberösterreichischen Hypo-Landesbank klar.
Finanzierung des Sozialsystems
Er sehe darin kein probates
Mittel, um die Finanzierung des Sozialsystems auch in Zukunft
sicherzustellen, betonte Buchinger. "Zeigen Sie mir ein Unternehmen, das
einen Über-60-Jährigen einstellt." Diese Leute würden zwangsläufig in die
Arbeitslosigkeit gedrängt. Die Wirtschaft müsse bessere Arbeitsbedingungen
für Ältere schaffen.
Transferzahlungen ausgereizt
Die staatlichen Transferzahlungen
seien so gut wie ausgereizt, meinte der oberösterreichische Landeshauptmann
Josef Pühringer (V). Er rechnete vor, dass das unterste Einkommensdrittel in
Österreich lediglich neun Prozent der Abgaben leiste, gleichzeitig aber rund
59 Prozent der Sozialleistungen empfange. In Oberösterreich etwa sei das
Sozialbudget in den letzten 20 Jahren von 81 auf 410 Mio. Euro gestiegen,
während sich das Gesamtbudget von 2,2 auf 4,4 Mrd. lediglich verdoppelt
hätte.
Lohnabschlüsse an die Produktivität der Betriebe koppeln
Generell
habe sich der Gestaltungsspielraum der Politik in den letzten Jahren, die
von der Globalisierung geprägt waren, tendenziell verringert, jener von
Unternehmen und großen Konzernen sei dagegen gewachsen, stellte Buchinger
fest. In diesem Zusammenhang forderte der Minister einmal mehr, die
Lohnabschlüsse an die Produktivität der Betriebe zu koppeln. In den letzten
sieben Jahren sei das nicht der Fall gewesen. "Die Gewinnsteigerungen der
Wirtschaft einerseits und die Lohnerhöhungen für die Arbeitnehmer
andererseits driften immer stärker auseinander", kritisierte Buchinger.
Flexibilität am Arbeitsmarkt
Manfred Asamer von der
gleichnamigen oberösterreichischen Baustoff-Gruppe befürwortet dagegen
erfolgsabhängige Gehaltsbestandteile. "Wir können nur das verteilen, was
vorher erwirtschaftet wurde", sagte der Unternehmer. Für soziale
"Hängematten" sei er nicht zu haben. Ins selbe Horn stieß auch Paul Nolte,
Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin, der eine
bedingungslose Grundsicherung als "fatale Weichenstellung" bezeichnete. Man
dürfe an der Entwicklung der letzten Jahre nicht immer nur die Risiken
sehen, sondern auch die Chancen. Höhere Flexibilität etwa sei durchaus auch
ein Gewinn. Den Leuten die Angst davor zu nehmen, in einer immer
schnelllebigeren Welt durch den Rost zu fallen, sei Aufgabe von
Sozialeinrichtungen.