50 % wählen weiß

Bundespräsident: Geister-Wahl droht

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Am Sonntag wählt Österreich sein neues Staatsoberhaupt für die nächsten sechs Jahre. Doch nicht einmal 50 Prozent wollen ihre Stimme nützen.

Dass Heinz Fischer kommenden Sonntag wiedergewählt wird, steht praktisch fest. Das Besondere an dieser Wahl sind aber die Nicht- und Weiß-Wähler – wohl so viele wie nie zuvor in der Zweiten Republik. Beim ÖSTERREICH-Lokalaugenschein wollte jeder Dritte nicht oder ungültig wählen – doch nur wenige stehen öffentlich zu dieser Entscheidung.

Meinungsforscher: So ungewiss war es noch nie
Wolfgang Bachmayer, Chef des Meinungsforschungsinstituts OGM, sagt im Gespräch mit ÖSTERREICH: „Es kann diesmal durchaus sein, dass nach Abzug der ungültigen Stimmen, weniger als 50 Prozent der Wahlberechtigten einen Kandidaten gewählt haben.“ Auch für den Politikexperten Thomas Hofer von H & P Public Affairs ist die entscheidende Frage, ob das „Lager Fischer“ oder das „Lager Nicht- und Weißwähler“ bei mehr als 50 Prozent liegen werde. „Wenn Fischer hinter Nicht- und Weißwählern nur mehr Nummer zwei wird, gibt es auch einen nachhaltigen Schaden für das Amt“, sagt Hofer.

Die Meinungsforscher tun sich bei der Einschätzung diesmal besonders schwer. „Prognosen sind so schwer, weil die Wahlbeteiligung so gering und in den einzelnen Wählergruppen sehr unterschiedlich sein wird“, sagt Bachmayer.Bemerkenswert sind für den OGM-Demoskopen vor allem die Jungwähler (hier schätzt Bachmayer die Wahlbeteiligung auf weniger als 50 %). Entscheidend ist auch, wie die VP-Wähler stimmen, wie stark sie also den Christkandidaten Gehring, FP-Frau Rosenkranz oder weiß wählen.

Die Arbeiterschaft wird diesmal eher zu Bundespräsident Heinz Fischer tendieren, „weil Rosenkranz keineswegs das Lager der Arbeiter so anspricht wie das Strache macht“, erläutert Bachmayer. Aufgrund der hohen Einschaltquoten der TV-Sendungen bei Rosenkranz und Gehring geht Bachmayer von einem überraschend hohen Wert dieser beiden Kandidaten aus. „Die Pressestunde von Barbara Rosenkranz hatte die höchste Quote der vergangenen fünf Jahre. Das heißt, da gibt es doch erstaunlich viele Leute, die Interesse an den beiden Fischer-Herausforderern haben“, sagt Bachmayer.

Rosenkranz in NÖ schwach, spannend wird’s in Kärnten
Spätestens am Wahlsonntag wird es eine eingehende Analyse von Bundesländerergebnissen geben. Fischer hat als Wahlziel genannt, in jedem der neun Bundesländer die Mehrheit der Wähler zu haben.

  • In Wien rechnet man mit einem überdurchschnittlich guten Abschneiden Heinz Fischers. Demoskop Bachmayer sieht vor allem Gehring und Rosenkranz in ländlichen Regionen stärker, Fischer besser in der Stadt. Wien wählt im Oktober den Gemeinderat – um so genauer wird hier auch der Wert der FP-Kandidatin beobachtet werden. Auch der Wert der Wahlbeteiligung – ein wichtiger Mobilisierungsfaktor für Häupl.
  • Barbara Rosenkranz und Rudolf Gehring liegen vor allem in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten gut. „Es sollte vor allem für Rosenkranz in Kärnten ein besseres Ergebnis geben als sonst wo. Es ist jedenfalls ein wichtiges Indiz für Uwe Scheuch. Sonst müssen für die Blauen die Alarmglocken läuten“, sagt Hofer.
  • Bemerkenswert ist, dass Rosenkranz im Heimatbundesland Niederösterreich besonders schlecht liegt. Grund: NÖ ist nicht gerade eine FPÖ-Hochburg. Gehring könnte dort vergleichsweise gut abschneiden. Die ÖVP (etwa mit Erwin Pröll) steht ja nicht zur Auswahl.
  • Heinz Fischer darf auf Top-Werte im Burgenland hoffen – und LH Hans Niessl wird die SP-Werte mit Argusaugen beobachten.
  • Steiermark und Oberösterreich gelten in der Wahlforschung als Trend-Länder. Alles hängt auch hier von der Wahlbeteiligung ab.
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