Wer Strache nach den Enthüllungen von „SZ“ und „Spiegel“ zum Rücktritt drängt.
Wien. „Entweder er geht freiwillig oder es ist aus“, sagte gestern ein ÖVP-Spitzenmann zu ÖSTERREICH. Auch im Kanzleramt schlug das Video von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus gestern gegen 18 Uhr wie eine Bombe ein. Ein FPÖ-Chef, der einer vermeintlichen russischen Oligarchentochter Staatsaufträge für Millionenspenden verspricht? „Das geht nicht mehr“, sagt der VPler. Laut VP-Insidern soll sich VP-Kanzler Sebastian Kurz gestern Abend im Kanzleramt noch mit seinem engsten Stab beraten haben. Heute will er Stellung nehmen.
Der Kanzler will Strache die Chance geben, freiwillig zurückzutreten. Sollte die FPÖ an ihm festhalten, könnte er ihn entlassen. Wehrt sich die FPÖ, würde die Koalition platzen.
FPÖ beriet bis in die Nachtstunden Politkrise
In der FPÖ fand gestern ebenfalls umgehend eine Krisensitzung statt. Knapp eine Woche vor der EU-Wahl ist das Video für die FPÖ pures Gift. Zudem wussten FP-Emissäre, dass dies das Koalitionsende bedeuten könnte. Während FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker mit „rechtlichen Schritten“ gegen ein „illegal aufgenommenes Video“ drohte, sollen sich mehrere FP-Spitzenfunktionäre für einen freiwilligen Rücktritt von Strache ausgesprochen haben, um die FPÖ-Regierungsbeteiligung zu retten. Sie schlugen FP-Infrastrukturminister Norbert Hofer als Ersatz vor.
Strache selbst – zu Redaktionsschluss waren die Beratungen noch im Gang – soll sich dagegen gewehrt haben. Und dabei die Unterstützung von anderen mächtigen Blauen erhalten haben, die versuchen, mit den alten blauen „Jetzt erst recht“-Parolen den Spieß umzudrehen. Ob sie Kanzler Kurz davon überzeugen können?
Insider: Isabelle Daniel