Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Politik-Chefredakteurin Isabelle Daniel.
Panik. „Lange geht das nicht mehr gut“, war ein Satz, den man gestern verdammt oft in der ÖVP hören konnte. Nicht Twitter, nicht kritische Journalisten und auch nicht die Opposition werden für Karl Nehammer jetzt zum Problem, sondern seine eigenen Leuten.
Dass Johanna Mikl-Leitner mit ihrem Vorstoß – in ÖSTERREICH – für einen Preisdeckel für Strom natürlich der Logik aller wahlkämpfenden Landeshauptleute gefolgt sei, stimmt zwar. Aber genau das ist die Gefahr für Nehammer. Sie, aber auch Wirtschaftskammer-Chef Mahrer spüren überdeutlich, dass die ÖVP in einer extremen Abwärtsspirale gefangen ist, und gehen aus Selbstschutz auf Distanz.
So etwas passiert nur, wenn man Schwäche an der Bundesparteispitze spürt. Viele Ex-Kanzler aller Couleurs können ein Lied davon singen. Gleichzeitig hat Mikl-Leitner freilich auch ein besseres Gespür als der viel zu enge Kreis um Nehammer. Sie weiß, dass die explodierenden Stromkosten Mittelstand und den sozialen Frieden bedrohen. Und dass die ÖVP zu starr in Dogmen verharrt.
Wirtshaus-Gags statt umsichtiger Politik
Fehleranfällig. Nehammers seltsamer „Gag“ – es blieben „euch nur Alkohol oder Psychopharmaka“ – deutet darauf hin, dass im Kanzleramt Politik allzu sehr mit Wirtshausstammtischen verwechselt wird. Der Regierungschef sollte seinen Beraterkreis dringend erweitern. Sonst werden seine VPler diesem Treiben ein Ende bereiten.