Wahl-Insider

SPÖ und FPÖ: Rennen um Platz zwei

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Warum das Match zwischen SPÖ und FPÖ um Platz zwei zunehmend dramatischer wird.

Die Blauen wirken derzeit – auch, wenn sie mit weiteren „Enthüllungen“ rund um das Strache-Ibiza-Skandalvideo rechnen müssen – erstaunlich entspannt. Die Roten wirken dieser Tage wieder besserer Dinge als in den Wochen zuvor. Ihren Strategen ist die Dramatik der Lage wenige Wochen vor der Nationalratswahl aber klar.

„In Wirklichkeit warten alle auf die Wahlniederlage. Und die wird saftig aus­fallen“, sagt etwa ein roter Stratege mit viel Wahlkampferfahrung. „Wir werden die große Überraschung des Wahlsonntages“, fiebert hingegen ein blauer Stratege dem 29. September entgegen. In sämtlichen Umfragen – vor allem, wenn man die statistische Schwankungsbreite einrechnet – liefern sich SPÖ und FPÖ tatsächlich bereits ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Silbermedaille. Platz zwei könnte bei dieser Wahl aber besonders entscheidend werden.

Für die SPÖ geht es jetzt um alles oder nichts

Dramatik. Für die SPÖ ist es existenziell wichtig – nach dem Ibiza-Skandal –, vor der FPÖ zu liegen. Sollten die Roten dennoch erstmals in der Geschichte der Zweiten Republik bei einer Nationalratswahl auf Platz drei abstürzen, würde dort kein Stein auf dem anderen bleiben. Manche in der SPÖ glauben, dass in diesem Fall Burgenlands SP-Chef Hans Peter Doskozil den Parteivorsitz übernehmen und eine Koalition mit der ÖVP anstreben würde. Kenner der Roten bezweifeln das aber, da „das eine zu große Zerreißprobe für die SPÖ auslösen“ würde. Am ehesten würde dann „jemand wie einst Alfred Gusenbauer 2000 kommen, mit dem heute niemand rechnet“. Eine Koalition mit der ÖVP wäre dann sehr unwahrscheinlich.

Sollte die FPÖ trotz Skandalvideos und Platzen der Koalition Nummer zwei ­werden, würden die Blauen in eine ­Regierung drängen. VP-Chef Sebastian Kurz würde dann unter Druck kommen, diese Politehe auch wieder einzugehen. Der Preis wäre hoch: Die Blauen würden statt dem Innen­minister auf den Finanz­minister beharren.

Isabelle Daniel

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