Nicht einmal jeder fünfte Flüchtling hatte nach 3 Monaten einen Job.
Für anerkannte Flüchtlinge ist es schwierig, am Arbeitsmarkt unterzukommen. Von den 1.040 Teilnehmern, die am 23. Jänner an der Jobbörse des AMS in Favoriten teilgenommen und auch tatsächlich einen Bewerbungstermin absolviert haben, hatte drei Monate später nicht einmal ein Fünftel (184 Bewerber) eine Stelle. Das geht laut "Wiener Zeitung" aus einem vertraulichen Bericht des Wiener AMS hervor.
Online-Bewerbungen
Oft scheitern die Asylberechtigten demnach einfach daran, keinen eigenen Computer zu haben: "Für das AMS Wien ist eine wesentliche Erfahrung aus dieser Jobbörse, dass es sich als große Hürde für die Zielgruppe der asyl- und subsidiär Schutzberechtigten herausgestellt hat, dass ein Großteil der Betriebe ihr Auswahlverfahren über Online-Bewerbungsportale abwickelt (...)", zitiert die Zeitung in ihrer Donnerstagsausgabe aus dem Bericht. Online-Portale stellten eine Hürde im Bewerbungsverfahren dar. Der Hauptgrund dafür sei, dass "ein Großteil der Zielgruppe nicht über einen eigenen Computer verfügt". Die Möglichkeit, Online-Portale mit einem Smartphone zu nutzen, sei aber "oft nicht gegeben".
Die ÖBB, die neben zahlreichen anderen Betrieben an der Jobbörse teilnahmen, führten dem Bericht zufolge 131 Bewerbungsinterviews mit Asylberechtigten. Eingestellt wurde kein Einziger. Selbst gute Bewerber kamen letztlich nicht zum Zug: Trotz des Hinweises, dass auch noch eine Online-Bewerbung notwendig sei, habe das "kaum jemand" gemacht. Gute Kandidaten seien sogar extra noch einmal angerufen und gebeten worden, sich explizit auf eine Ausschreibung zu bewerben.
Deutschkenntnisse
Generell waren bei dem Unternehmen vorrangig unzureichende Deutschkenntnisse (etwa für Telefondienst mit Bundesländern), zu wenig bis gar keine Berufserfahrung oder die angebotenen Arbeitsbedingungen (Dienstort, Gehalt, Arbeitszeiten) der Grund für Absagen.
Als weiteres Problem hat das AMS Wien festgestellt, "dass die Logik der saisonalen Arbeit von der Zielgruppe nicht zu hundert Prozent verstanden wird, also das Übersiedeln für einen definierten Zeitraum". Die Vorstellungen potenzieller Arbeitgeber in Österreich und anerkannter Flüchtlinge gingen hier auseinander.
Drei Monate nach der Jobbörse in der Gösserhalle in Wien-Favoriten hatten beispielsweise fünf Asylberechtigte einen Job bei der Handelskette Rewe, zu der unter anderem Billa gehört; zehn weitere Bewerbungen hatte der Arbeitgeber zu dem Zeitpunkt noch im Laufen. Weitere drei Flüchtlinge kamen bei der Bäckerei Ströck und zwei bei der Post unter.
Ende Mai waren in Österreich den Angaben zufolge 30.695 Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte arbeitslos gemeldet.