Das Land trauert um Medienmacher Hans Dichand.
Der am Donnerstag gestorbene Hans Dichand polarisierte Zeit seines Lebens. Nachfolgend Stimmen und Zitate über Dichand von Wegbegleitern und Kritikern aus der jüngeren Vergangenheit:
WAZ verneigt sich mit Respekt
Bedauern über das Ableben von "Krone"-Herausgeber
Hans Dichand hat am Donnerstag auch die deutsche WAZ geäußert. "Meinungsfreudig
und streitbar" habe Dichand das Boulevardblatt zur erfolgreichsten
Zeitung in Österreich gemacht, so die Reaktion der deutsche Verlagsgruppe,
der 50 Prozent an der "Krone" gehören und die mit der Dichand
jahrelang im juristischen Clinch gelegen war, in einer Aussendung.
"Hans Dichand war nicht immer ein bequemer Partner, aber er kämpfte mit unruhiger Geduld um die Sache, zu der er sich bekannte", hieß es seitens der WAZ. "Gesellschafter und Geschäftsführung der WAZ verneigen sich mit Respekt vor der Lebensleistung des Verstorbenen." Die "Krone" sei in allen Bundesländern verbreitet und lege seit Jahrzehnten deutliche Spuren in Gesellschaft und Politik.
Branche zollt Dichand Respekt
Auch Raiffeisen-Generalanwalt und
Mediaprint-Partner Christian Konrad sprach dem Verstorbenen in einer ersten
Reaktion seine Wertschätzung aus. "Wir stehen mit großem Respekt vor dem
Lebenswerk von Hans Dichand als Journalist und Herausgeber. Er hat mit der
'Kronen Zeitung' die weltweit einzigartige Geschichte einer Tageszeitung
geschrieben." Voller Hochachtung äußerte sich auch Hermann Petz,
Geschäftsführer der Tiroler Moser Holding: "Als ich vor 20 Jahren in die
Verlagsbranche gewechselt bin, war Hans Dichand der Fixstern der heimischen
Medienszene. Er blieb das bis jetzt."
"Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner streute dem Verstorbenen Rosen: "Hans Dichand ist für mich der bedeutendste Zeitungsmacher der Zweiten Republik und nicht nur in seinem verlegerischen Erfolg, sondern auch in seiner menschlichen Art immer Vorbild gewesen." Sein Mut, nach dem Streit im "Kurier", mit der "Kronen Zeitung" in wirtschaftlich schweren Zeiten eine eigene Tageszeitung aufzubauen, sei vorbildhaft gewesen, urteilte Fellner. "Auch die Art, wie er seine Zeitung als Herausgeber aktiv geleitet hat, war beispielhaft. Sein Erfolgsrezept, die Stimmungen und Meinungen seiner Leser regelrecht zu 'erspüren' und sie präzise und auflagenstark wiederzugeben, war einzigartig in der europäischen Medien-Landschaft. Mit Hans Dichand verliert Österreich einen seiner bedeutendsten Journalisten, der sehr oft auch wichtiges Korrektiv zur Linie der politischen Mehrheit war", so Fellner.
"Dichands Name ist untrennbar mit dem Erfolg von Österreichs größter Tageszeitung verbunden, aber eben auch nicht nur mit der 'Krone'", sagte VÖZ-Präsident Pirker. "Seine publizistische Laufbahn hat Dichand bei der 'Murtaler Zeitung' begonnen, bei der 'Kleinen Zeitung' fortgesetzt, dann führte sie ihn zum 'Express' und fand schließlich bei der 'Kronen Zeitung' ihren Abschluss. Dort war Dichand Journalist, Chefredakteur, Herausgeber, Verleger und Eigentümer in einem." Damit habe er nicht nur das Antlitz dieser Zeitung, sondern auch der österreichischen Medienlandschaft und der österreichischen politischen Landschaft maßgeblich geprägt, so Pirker. Der Verlegerpräsident wolle "persönlich Respekt vor Dichands verlegerischer Leistung ausdrücken, ohne aber zu vergessen, dass es auch belastende Aspekte seines publizistischen Schaffens gegeben hat", sagte er.
Werner Faymann, Bundeskanzler, SPÖ-Chef:
"Etwa drei
Millionen Leserinnen und Leser halten und hielten der 'Kronen Zeitung' über
Jahre hinweg die Treue, was weltweit beispiellos ist. Gelingen konnte das
nur durch die besondere Bindung zwischen Leser und Zeitung und dem regen
Meinungsaustausch, dem durch umfangreiche Leserbriefseiten Raum gegeben
wird. Ich schenke beim Lesen der 'Kronen Zeitung' den Leserbriefseiten
besondere Aufmerksamkeit. Die Leser selbst zu Wort kommen zu lassen und
somit den Kontakt zwischen Zeitung und Leser zu verdichten, ist bestimmt
eine der Ideen, die die 'Krone' so erfolgreich gemacht haben. Ohne Hans
Dichand und seine jahrzehntelangen Weggefährten wäre die Erfolgsgeschichte
der Zeitung nicht vorstellbar."
Hans Mahr, Medienmanager und ehemaliger Geschäftsführer der "Krone":
Dichand
hat mit der 'Kronen Zeitung' ein Medium geschaffen, das von der Größe und
vom Einfluss her in Europa einzigartig ist. Hans Dichand hat immer
postuliert, dass seine Krone im 'Vorhof der Macht' ist. Natürlich ist da
etwas Koketterie dabei. Aber der Grundsatz stimmt. Für ihn sind immer die
Leser entscheidend und deren Interessen - und auch nur solche der
'gefürchteten' Krone-Kampagnen waren erfolgreich, die auch tatsächlich die
entsprechende Stimmung der Menschen getroffen haben. Hans Dichand und seine
'Krone' mit drei Millionen Lesern können nur Meinungen und Emotionen
verstärken, zuspitzen, umsetzen - aber nicht umdrehen. Und deshalb ist die
'Kronen Zeitung' eine echte Volkszeitung."
Christian Konrad, Raiffeisen-Generalanwalt, Mediaprint-Partner:
"Hand
Dichand i s t die 'Kronen Zeitung'. Die Reichweite dieses Produkts ist
weltweit einzigartig. Das ist vor allem auch sein Verdienst. Hans Dichand
war einer der Gründungschefredakteure des 'Kurier' im Jahr 1954. Von daher
rührt seine besondere Beziehung zu diesem Blatt. Zwischenzeitlich sind wir
seit mehr als 20 Jahren über eine gemeinsame Verlags-Tochtergesellschaft
verbunden."
Erhard Busek, Ex-VP-Minister, Institut für den Donauraum und
Mitteleuropa:
"Offensichtlich bestimmt heute täglich die
'Kronen Zeitung' das Regierungsprogramm, wobei mir unverständlich ist, dass
so gut wie die gesamte Politik es nicht verstanden hat, hier gegenzusteuern
und eigene Positionen einzunehmen. Einzig und allein Wolfgang Schüssel ist
gelungen, 2000 eine Koalition zustande zu bringen, die gegen den Willen der
'Kronen Zeitung' zustande kam. Inzwischen werden die Politiker bereits
danach ausgesucht, wie sie der 'Kronen Zeitung' zu Gesicht stehen. Der Titel
von Hans Dichands Memoiren 'Im Vorhof der Macht' greift zu kurz. Er ist ein
Machtfaktor und ist schon lange nicht mehr im Vorhof. Die Zahl der
Wallfahrten in die Muthgasse bzw. in die Bar des Hotel Bristol sind
beträchtlich, wobei ich anerkennend sagen möchte, dass Hans Dichand eine
gewisse Verlässlichkeit in einigen grundsätzlichen Fragen hat, was
wenigstens seine Rolle in Österreich berechenbar macht. Ob das bei anderen
österreichischen Massenmedien auch so ist, möchte ich dahingestellt lassen."
Ursula Plassnik, ÖVP-Nationalratsabgeordnete, Ex-Außenministerin:
"Hans
Dichand hat so wenig oder so viel Macht wie ihm Politiker einräumen."
Franz Voves, SPÖ-Politiker und Landeshauptmann der Steiermark:
"Ich
lese diese Zeitung seit acht Monaten nicht mehr. Ich habe meinem
Pressereferenten verboten, mir auch nur zu erzählen, was drinsteht. Es
scheint ja manchmal schon so, dass ich nicht gegen Schützenhöfer antrete,
sondern gegen die 'Kronen Zeitung'".
Heide Schmidt, Ex-Parteichefin LIF, Institut für eine offene
Gesellschaft:
"Die 'Krone' hat aus meiner Sicht das öffentliche
Diskussionsniveau nachhaltig gesenkt. Sie verkauft engstirnige, kurzsichtige
Reflexe als Bürgermeinung, geht sachlicher Argumentation bewusst aus dem Weg
und bedient stattdessen systematisch Vorurteile. Indem sie regelmäßig
Kernelemente der Demokratie wie Unschuldsvermutung, Schutz der Schwächeren
gegen Stärkere, Menschenrechte, Parlamentarismus usw. polemisch und oft
aggressiv in Frage stellt, schadet sie dieser. Dabei bedient sie sich
antijournalistischer Instrumente, wenn sie Lob oder Tadel nicht durch
Kommentare, sondern durch Gedichte, Witze oder wertende Formulierungen in
der scheinbaren Berichterstattung ausdrückt. Sexismus und
Frauenfeindlichkeit sind in der 'Krone' eine Selbstverständlichkeit. Die
handwerkliche Professionalität der 'Krone' und der gesellschaftliche und
politische Boden in Österreich haben sie zu einer Auflagenstärke geführt,
die von vielen PolitikerInnen als Machtfaktor empfunden wird. Ich teile
diese Meinung nicht und muss - zu meinem Bedauern - Kanzler Schüssel als
Beweis anführen. Welche Rolle die 'Krone' ohne Dichand spielen wird, kann
ich nicht beurteilen. Der Schaden, den sie angerichtet hat, wird uns
jedenfalls noch lange beschäftigen."
Peter Schröcksnadel, Präsident des Österreichischen Skiverbandes:
"Die
'Kronen Zeitung' hat sich für mich zu einem Medium entwickelt, das in allen
Bereichen, Wirtschaft, Politik, Sport etc. mitbestimmend wirkt. Für mich ist
Herr Dichand eine Persönlichkeit die nicht durch eine Wahl oder Ernennung zu
Ehren gelangte, sondern durch seinen persönlichen Einsatz, sein
Durchsetzungsvermögen und seinen unternehmerischen Weitblick die 'Kronen
Zeitung' zum größten und weit über die Grenzen hinaus bekannten Medium
entwickelt hat."