"Hab eine Info"

Die peinlichen Strache-Chats mit dem ORF-Turner

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ORF-Fitness-Trainer Philipp Jelinek wollte sich immer wieder mit Ex-Vizekanzler und ehemaliger Sportminister Heinz-Christian Strache treffen und bot ihm laut Chats Informationen aus dem Haus an.

Wien. Aktive und frühere FPÖ-Spitzenpolitiker haben sich, als sie vor mehreren Jahren mit der ÖVP auf Bundesebene in Regierungsverantwortung waren, intensiv über den ORF, unliebsame Journalisten und wen man im ORF im Gegenzug fördern müsse, ausgetauscht. Das geht aus Chats hervor, über die am Freitag u.a. von "profil" und "Standard" berichtet wurde. Der ORF betonte in einer Aussendung, dass politische Wünsche, die in den Chats geäußert werden, vom ORF nicht erfüllt worden seien.

So chattete etwa auch ORF-Turner Philipp Jelinek mit Strache. Er ist derzeit mit "Fit mit Philipp" als "Vorturner der Nation" für den ORF im Einsatz. Er bat den einstigen Spitzenpolitiker um Unterstützung, um einen Job als Moderator für "Guten Morgen Österreich" zu bekommen. "Lieber Heinz, der Kuchen wird jetzt verteilt... wir müssen dringend die Weichen für mich stellen", schrieb er und stellte laut "Standard" im Gegenzug in Aussicht, über ORF-Interna informieren zu wollen. Jelinek reagierte nicht auf eine APA-Anfrage.

Die peinlichen Strache-Chats mit dem ORF-Turner

Laut "profil" war Jelinek zunächst Straches Trainer. Im Februar 2018 schickte er ihm "Grüße vom Küniglberg", wie "profil" aus den Chats zitiert. Jelinek: "Hr. Sportminister..wünsche Dir eine schöne Zeit in Pyeong Chang...guter Auftritt gestern im Olympiastudio! Liebe Grüße vom Künigelberg Philipp".

Als Strache gehört hat, dass Jelinek bald moderieren wird, zeigt er sich erfreut darüber: "Danke dir. Du wirst bald moderieren, wie ich höre. Gut so". Der ORF-Turner schreibt darauf: "Freu mich auch sehr das WIR des geschafft hab'n! Sollten uns wenn du zurück bist kurz sehen...hab eine Info für dich die eventuell wichtig sein könnte. [...]"

Jelinek wollte sich immer wieder mit Strache treffen

Jelinek wollte sich immer wieder mit dem Ex-Vizekanzler und ehemaligen Sportminister Strache treffen und bot ihm laut Chats Informationen aus dem Haus an. Er informierte Strache immer wieder über seine Gespräche mit hochrangigen ORF-Angestellten. Jelinek schrieb etwa an Strache: "Lieber Heinz, in meiner Rolle als 'Vermittler der mit allen kann' läuft es im Haus ganz gut [...]". Strache: "[...] die Zeit der Loyalität und der klaren Positionen kommt ab Jänner 2019! Lg Hc".

Jelinek äußerte gegenüber Strache auch Sendungsideen für den Sportminister: "[...] Wir sollten über ein Sendungskonzept...wo wir Dich als Sportminister präsentieren reden.. da gibts ein paar Idee!! LG". Strache antwortete darauf nicht. 

Jelinek meldete sich als am Abend des 17. Mai 2019 das Ibiza-Video veröffentlicht wird. "[...] Es geht wieder bergauf... 'Comeback stronger' lieber Heinz!! Alles Liebe Philipp", schriebt Jelinek an Strache. Dieser antwortete: "So ist es. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt am Ende selbst hinein! Lg".

ORF-Redaktionsrat: "Trauriges Sittenbild" 

Der ORF-Redaktionsrat sah in einer Aussendung ein "trauriges Sittenbild". "Der ORF soll von Leuten, die der Partei genehm sind, geführt werden - oder aber zusammengestutzt. Das war in Zeiten der FPÖ-Regierungsbeteiligung so und das ist auch heute noch so, wie zahlreiche öffentliche Stellungnahmen der FPÖ in letzter Zeit belegen. Wer unabhängigen Journalismus ruiniert, schadet der Demokratie", so der Redaktionsrat. Es sei bedauerlich, dass es immer wieder Leute gebe, die sich bei Parteien anbiedern und dadurch eine Karriere im ORF erhoffen. "Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Journalistinnen und Journalisten im ORF, die für kritische, objektive und unabhängige Berichterstattung stehen", hieß es.

Der ORF teilte in einer Aussendung mit, dass in den Chats primär über ORF-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter gesprochen werde und nicht mit ihnen. "Einmal mehr zeigt sich, dass politische Wünsche, die in den Chats geäußert werden, vom ORF nicht erfüllt wurden. Weder solche der Politik noch von einzelnen Mitarbeitern", hieß es. Das öffentlich-rechtliche Medienhaus verwies auf einen neuen ORF-Ethikkodex, der demnächst veröffentlicht wird und klare Regeln für den Umgang mit Politikern enthält.

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