Am Samstag lüftete die ÖVP das Geheimnis um EU-Kandidaten. Startschuss für Wahlkampf.
Wien/Brüssel. Via Twitter verkündete ÖVP-Chef Sebastian Kurz, wen er am 26. Mai in die Schlacht um Brüssel schicken will: „Othmar Karas leistet als VP-Delegationsleiter hervorragende Arbeit für Österreich und Europa“, schrieb der Kanzler am Samstag. Karas ist also wieder EU-Spitzenkandidat der Volkspartei – alleine soll er den Wahlkampf aber nicht bestreiten. Es soll, wie ÖSTERREICH bereits vor Wochen exklusiv berichtete, eine Doppelspitze geben – Staatssekretärin Karoline Edtstadler (VP) wird ihm als Listenzweite zur Seite gestellt. Die beiden werden auch zusammen plakatiert.
Edstadler soll im Wahlkampf Regierungslinie vertreten
Nach der Wahl bleibe Karas Delegationsleiter, Edtstadler soll den Posten der EU-Kommissarin erhalten, erfuhr ÖSTERREICH. Zum einen würde die FPÖ bei einem EU-Kommissar Karas nicht mitspielen. Das hat Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FP) erst Anfang Jänner klargemacht: „Das ist schwer vorstellbar.“ Es gebe da „unterschiedliche Ansichten“.
Die gibt es bisweilen auch zwischen Karas und der neuen, türkisen VP. Der EU-Parlamentarier – der in einer Videobotschaft am Samstag dafür eintrat, „das Richtige“ und „nicht das Populäre“ zu tun – übte offen Kritik an Indexierung der Familienbeihilfe und Austritt aus UN-Migrationspakt. So ist Edtstadler auf Listenplatz 2 die Kandidatin des Kanzlers. Sie wird im Wahlkampf stark auftreten – soll die Regierungslinie vertreten und einen strengen Migrationskurs.
Duell ÖVP-Karas gegen FPÖ-Vilimsky wird brutal
Karas bleibt dennoch (zumindest offiziell) Nummer 1, sonst hätte die ÖVP ihn im Wahlkampf möglicherweise gegen sich gehabt, etwa bei den Neos.
Und: An Karas kann sich die FPÖ abreiben, ohne den türkis-blauen Frieden in Wien zu gefährden. Das Duell Karas gegen Harald Vilimsky dürfte brutal werden – der FPÖ-Spitzenkandidat schoss sich auch gleich eine Stunde nach Bekanntwerden von Karas’ Kandidatur auf den Schwarzen ein (s. Story re.).
Allzu viel Spielraum dürfte Karas aber trotzdem nicht bekommen. Kurz stellt ihm seinen VP-Kommunikationschef zur Seite, den Wahlkampf leitet General Karl Nehammer.
Kurz betonte zudem, dass die ÖVP „bei dieser Wahl auf einen Vorzugsstimmen-Wahlkampf setzen“ werde.
Pirchner auf EU-Liste. Auch mit einem prominenten Gesicht wartet die ÖVP bei der EU-Wahl auf: Ex-ORF-Moderator und Dancing Star Wolfram Pirchner tritt in der Steiermark an.
EU-Wahl-Umfrage: ÖVP auf Platz 1, SPÖ vor FPÖ
Die ÖSTERREICH-Umfrage (Research Affairs, 1.002 Online-Befragte, 3.–9. 1.,) sieht die ÖVP auch bei der EU-Wahl an der Spitze – aber mit 27 % ist sie nur knapp vorne. Einen Prozentpunkt dahinter liegt die SPÖ mit Spitzenkandidat Andreas Schieder. Es ist also ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit 23 % schon etwas abgeschlagen auf Platz 3 ist die FPÖ, die mit Harald Vilimsky ins Rennen geht.
Die Neos, angeführt von Claudia Gamon, kommen auf 9 %. Knapp dahinter mit 8 % die Grünen von Werner Kogler, die in der Umfrage als Einzige leicht dazugewinnen können. Die Liste Jetzt kommt nur auf 2 %.
ÖSTERREICH fragte auch nach der Beteiligung: 45 % wollen „ganz sicher“ an der EU-Wahl teilnehmen, 37 % „wahrscheinlich“ und 18 % planen „eher“ oder „ganz sicher“ zu Hause zu bleiben.