Die Impfaktion der Regierung läuft schleppend, der Hauptimpfstoff von AstraZeneca ist noch lange nicht in Sicht.
Die Corona-Impfung gilt als das große Heilsversprechen gegen die seit nunmehr fast einem Jahr wütende Pandemie. Betrachtet man allerdings das Tempo, mit dem in der EU und dezidiert auch in Österreich geimpft wird, werden wir noch sehr lange mit der Seuche zu leben haben.
Nicht mal ein Promille
6.000 Österreicher wurden seit Beginn der Impfaktion vor einer Woche geimpft. Das sind gerade mal 0,075 Prozent. Zum Vergleich: In Israel, wo etwa so viele Menschen leben wie hier, wurde eine Million Menschen geimpft. Es stellt sich definitiv die Frage, ob der Impfplan der Regierung nicht zum Scheitern verurteilt ist.
Vergleich:
- Israel: 1 Million Geimpfte
- Österreich: 6.000 Geimpfte
Sehr langer Weg
Denn: Die Impfstofflieferungen laufen mehr als schleppend. Nach den symbolischen 6.000 Impfungen kurz vor Weihnachten steht das Räderwerk bis 12. Jänner still. Wie das Gesundheitsministerium sagt, werden bis dahin 100.000 Dosen zu Verfügung stehen. Pro Woche im Jänner sollen dann 63.000 Dosen folgen. Damit werden bis Ende Jänner maximal 150.000 Menschen geimpft werden können. Die Gruppe dieser ersten Impfphase umfasst allerdings doppelt so viele Menschen.
Hauptimpfstoff fehlt
Unklar ist, wann mit der Beimpfung der zu Hause betreuten Risikopatienten begonnen werden kann. Diese erfolgt nämlich nicht mit dem Biontech-Impfstoff, sondern mit jenem von AstraZeneca, der via niedergelassene Ärzte verimpft wird. Allerdings ist noch völlig offen, wann der Impfstoff die EU-Zulassung erhält. Faktum ist: Die Regierung hat ihr Impfprogramm voll auf diesem Vakzin aufgebaut.
Kein „normales“ Leben
Man muss also kein großer Pessimist sein, um zu merken, dass der Impfplan der Regierung so nicht aufgeht und wir deutlich später als im Sommer ins normale Leben zurückkehren können, wie versprochen wurde.
Biontech-Chef: "Bestellprozess der EU hat mich gewundert"
Der Entwickler des ersten zugelassenen Impfstoffs, Ugur Sahin, kritisiert im „Spiegel“-Interview den Impfplan der EU.
Ugur Sahin über den Bestellvorgang der EU: Der Prozess in Europa lief sicherlich nicht so schnell und geradlinig ab wie mit anderen Ländern.
Ugur Sahin über die Schwerfälligkeit der EU:Die Europäische Union ist nicht direkt autorisiert, sondern die Staaten haben ein Mitspracherecht. In einer Verhandlungssituation, in der es einer starken Ansage bedarf, kann das Zeit kosten.
Ugur Sahin über die zu geringen bestellten Mengen: Es gab die Annahme, dass noch viele andere Firmen mit Impfstoffen kommen. Offenbar herrschte der Eindruck: ,Wir kriegen genug, es wird alles nicht so schlimm, und wir haben das unter Kontrolle.‘ Mich hat das gewundert.
Ugur Sahin über die Vakzin-Knappheit in der EU: Momentan sieht es nicht rosig aus, es entsteht ein Loch, weil weitere zugelassene Impfstoffe fehlen und wir mit unserem Impfstoff diese Lücke füllen müssen.
(zac)