Die SPÖ-Basis ist sauer auf Drozda und Rendi.
Proteststurm gegen die neue SP-Führung. Jetzt sucht man einen Job für den geschassten Parteimanager Max Lercher.
Wien, Graz. Sie ist Juso, ihre politische Heimat ist Bad Aussee – und Blatt nimmt sie sich keines vor den Mund. Die junge steirische Landtagsabgeordnete Michaela Grubesa rechnet auf Facebook mit dem neuen Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda ab. Fazit Grubesas (die gestern für ÖSTERREICH nicht erreichbar war): Statt des erdigen Max Lercher werde die Partei jetzt von einem „Bobo“ geleitet, gemeint ist ein reicher Städter, der soziale Gerechtigkeit nur vom Hörensagen kennt. Grubesa sitzt im SPÖ-Vorstand und ist eine jener sieben Steirerinnen, die sich bei der Wahl Drozdas enthalten hatten.
Und sie ist nicht die Einzige. Zur Skepsis des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig gegenüber Rendi kam der mächtige Bezirkschef von Wien-Donaustadt, Ernst Nevrivy, der in ÖSTERREICH eine bessere Kommunikation mit den Ländern verlangt. Zwei Tage nach ihrer Nominierung und einen Tag vor ihrem großen Auftritt beim NÖ-Parteitag in Schwechat sieht sich Rendi einer Palastrevolution gegenüber.
Kopf runter. In der SPÖ-Zentrale ging man in Deckung. Wie ÖSTERREICH erfuhr, wird zudem ein neuer Job für Lercher gesucht, der Steirer wird jedenfalls in der Landespartei, wahrscheinlich aber in der SPÖ-Zentrale unterkommen. Lercher selbst appellierte indes an die Partei, Geschlossenheit zu zeigen: „Ich bin nicht verbittert.“
„Nicht sudern“. Indes rücken Parteigranden aus, um Rendi zu helfen: Ex-Innenminister Karl Schlögl zeigte sich erfreut, dass Drozda den harten Ausländerkurs weiterverfolgen will. Und Bau-Holz-Chef Josef Muchitsch richtete seinen steirischen Landsleuten aus: „Lasst sie arbeiten und tut’s nicht sudern.“
Günther Schröder
Parteimanager trat in ZiB2 auf
Warum die 7 Enthaltungen. „Es war klar, dass die steirische Landesgruppe, aus der Max Lercher kommt, eine Präferenz für ihn hatte. Das verstehe ich. Trotzdem musste die Parteichefin diese Entscheidung treffen. Ich bin froh, dass ich keine Gegenstimme hatte. Wichtiger ist, dass die Kür der Parteichefin einstimmig war.“
Was in der SPÖ neu wird. „Wir werden uns thematisch neu aufstellen: Soziale Gerechtigkeit, Wohnen und wir haben eine sehr erfahrene Gesundheits- und Sozialpolitikerin an der Spitze, die ihre Teamfähigkeit nutzen wird, die unterschiedlichen Teile der Partei zusammenzuführen.“
Streit bei Migration? „Die SPÖ hat inhaltliche Diskussionen gehabt. Da ist die Entscheidung gefallen. Stichwort ist Integration vor Neuzuzug. Wir werden vor Realitäten nicht die Augen verschließen: Das hat der eine oder andere bei uns getan.“
Parteichefin und Klubchefin zu viel?: „Ich sehe das nicht als Querschuss. Auch Michael übt zwei Funktionen aus: Parteichef und Bürgermeister. Ich sehe kein Problem. Wir werden künftig sehr als Team auftreten.
SP-Bezirkskaiser warnt Rendi
Nevrivy: ›Sie muss sich besser absprechen‹
Österreich: Glauben Sie, dass Pamela Rendi-Wagner die richtige Wahl war?
Ernst Nevrivy: Ich hoffe, dass Pamela Rendi-Wagner den schweren Schaden, den Christian Kern verursacht hat, wieder vergessen macht.
Österreich: Teilen Sie die Kritik vieler Basisgenossen an „Bobo“ Thomas Drozda als Geschäftsführer?
Nevrivy: Natürlich hat die Vorsitzende ein Vorschlagsrecht bei ihrem engsten Team. Aber ich hoffe inständig, dass sie sich künftig enger, besser und auch schneller mit den Teilorganisationen und Landesgruppen der SPÖ abspricht. (gaj)