Einzig die FPÖ wollte heute die Auflockerung des Bankgeheimnis verhindern.
Das Bankgeheimnis wird gelockert, womit Österreich der "grauen Liste" der Steuer-Oasen entkommt. Voraussetzung dafür war heute der Beschluss des Amtshilfe-Durchführungsgesetzes in einer Sondersitzung des Nationalrats. Da laut Finanzminister Josef Pröll (V) mittlerweile auch die erforderlichen zwölf Doppelbesteuerungsabkommen zur neuen Rechtslage mit anderen Staaten paraphiert sind, müsste die OECD Österreich demnächst von der wenig ruhmreichen "grauen Liste" streichen.
Bei der Lockerung des Bankgeheimnisses geht es im Wesentlichen darum, dass ausländische Behörden in Verdachtsfällen leichteren Zugriff auf Daten bei österreichischen Banken erhalten. Voraussetzung dafür ist, dass die Verdächtigen nicht hier versteuern. Für Bankkunden, die in Österreich leben, ändert sich damit eigentlich gar nichts.
FPÖ warnt
Die FPÖ blieb dennoch unverdrossen bei ihrem Nein
zum Amtshilfe-Durchführungsgesetz. Es werde ein "trauriges Kapitel" eines
"weiteren Ausverkaufs Österreichs" geschrieben, klagte FPÖ-Chef
Heinz-Christian Strache. Denn mit dem heutigen Beschluss werde "in einem
ersten Schritt das österreichische Bankgeheimnis zu Grabe getragen".
Spätestens in einem Jahr werde man erneut im Parlament sitzen und über
dessen "endgültiges Ende" debattieren, befürchtete Strache.
"Ausländische Steuerbetrüger"
Diese Bedenken
wurden von allen anderen Fraktionen als absurd zurückgewiesen. "Es kann doch
niemand ernsthaft wollen, dass ausländische Steuersünder hier in Österreich
ihr Geld verstecken können", wunderte sich VP-Klubchef Karlheinz Kopf über
die freiheitliche Ablehnung. "Sie machen sich zum Schützer der
internationalen Steuerhinterzieher, der Millionäre", tönte SP-Klubobmann
Josef Cap. Grünen-Mandatar Alexander Van der Bellen zeigte sich erstaunt,
dass sich die FPÖ zum "Schutzpatron ausländischer Steuerbetrüger"
aufschwinge. "Mit dem heutigem Tag steht fest: Sie sind der Beschützer der
Banken, sie beschützen Steuerhinterzieher", blies BZÖ-Obmann Josef Bucher
ins selbe Horn.
Oranges Nein
Wiewohl das Bündnis in der Sache mit Koalition und
Grünen ganz eins war, fanden sich drei orange Abgeordnete, die mit den
Freiheitlichen die Vorlage ablehnten. Grund: die fehlende Paktfähigkeit der
ÖVP, erläutere BZÖ-Generalsekretär Martin Strutz. Dabei geht es um
Zugeständnisse von Rot und Schwarz an BZÖ und Grüne, damit diese die
notwendigen Stimmen für die Zwei-Drittel-Mehrheit lieferten.
"ÖVP nicht paktfähig"
Während da die Prüfung
des Bankenpakets durch den Rechnungshof mittlerweile ebenso außer Streit
steht wie eine Erweiterung der Kompetenzen bei öffentlich dominierten
Unternehmen, hakt es noch bei den erweiterten Prüfrechten bei kleineren
Gemeinden. Nach zurückhaltenden Äußerungen aus der ÖVP in den letzten Tagen
sieht das BZÖ fehlende Paktfähigkeit der Volkspartei. Deshalb seien die
drei Nein-Stimmen heute einmal ein Warnschuss für spätere Gesetze, wo es
wieder einer Zweidrittel-Mehrheit bedürfe: "Wir werden nicht den billigen
Jakob geben."
Vom weiteren Prozedere her wurden nun nach Ende der heutigen Sitzung die drei Anträge zur Erweiterung der Rechnungshof-Kompetenzen den zuständigen Ausschüsse zugeleitet. Geht es nach dem Willen der Opposition, könnten sie dann schon beim nächsten Plenum am 23. September verabschiedet werden. Am leichtesten ginge das wohl bei der Prüfung des Bankenpakets, wo der Nationalrat nur einen entsprechenden Auftrag an den RH vergeben müsste.