Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz schreibt mit gewohnt spitzer Zunge.
Mail an Österreich
Tu felix Austria, Du glückliches Österreich.
Die Wirtschaft kracht, die Mietpreise sind erhöht, die Inflation nimmt den Menschen ihre finanzielle Existenz. Aber die Kultursprecherin einer Regierungspartei diskutiert leidenschaftlich über den Radetzkymarsch. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Das neue Jahr ist gerade einige Tage alt.
Sorgenvoll blicken die Menschen in die Zukunft. Wird die Teuerung weiter toben? Werden die Kriege auf der Welt weiter das Geschehen beherrschen? Wird unsere Energie für den Winter überhaupt ausreichen? Schafft unsere Wirtschaft den Turnaround? Steigen die Arbeitslosenzahlen weiter? Nein, all das wird nicht diskutiert, all die notwendigen Antworten werden von der Politik den Bürgern nicht gegeben, diese Themenfelder meiden die Regenten wie der Teufel das Weihwasser. Man verbeißt sich lieber im Radetzkymarsch. Als ob man sich auf der Titanic statt der Rettungsreifen die Notenblätter des Orchesters zugeschmissen hätte.
Die bis dato einer breiten Öffentlichkeit gänzlich unbekannte Kultursprecherin der GrünInnen will den Radetzkymarsch verbieten. Er sei zu militant. Der Marsch. Welch Überraschung. Ja dachte die unkultivierte Kultursprecherin der GrünInnen tatsächlich, bei Märschen handle es sich um feucht fröhliche Damengesänge aus dem Mädchenpensionat? Radetzky sei ein Feldherr gewesen, sein Marsch daher auf einem Neujahrskonzert deplatziert? Sollen wir den Kaiserwalzer verbieten, weil der Kaiser höchstselbst die Kriegserklärung für den I. Weltkrieg unterschrieben hat? Sollen wir bei Empfängen auf die Marseillaise verzichten, weil unter deren Tönen die französische Revolution zigtausenden Menschen, unter anderem der Österreicherin Maria Antonia, den Kopf kostete?
Vielleicht brauchen die GrünInnen auch keine Kultursprecherin, sondern eine Intelligenzbeauftragte, oder nur Hirn? Irgendeinen intellektuellen Krückstock, der diese Truppe durch den stinkenden Moder des ideologisch verseuchten Komposthaufens, also das Weltbild dieser GrünInnen, führt. Sollen wir überhaupt diese Schwachsinnsdiskussion führen? Nein! Denn Österreich hat tatsächlich andere Sorgen und Nöte.