"Sie letztklassige Figur!"

Gerald Grosz: Sein Mail an Florian Teichtmeister

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Nach einem Besuch von Florian Teichtmeister in einem Wiener Edel-Italiener schaltet sich auch Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz in die Debatte ein. 

Mail an Florian Teichtmeister

Teichtmeister, nun sitzen Sie also inmitten Wiens, in der kulinarischen Nobelauslage der Bundeshauptstadt und lassen sich von Ihren makabren Freunden abfeiern. Dass Sie sich nicht in Grund und Boden genieren, Sie letztklassige Figur. Dass sich Ihre Freunde nicht in Grund und Boden genieren.

Sie scheinen sich ziemlich sicher zu sein, dass die Justiz auf dem pädophilen Auge blind ist. Sie scheinen sich ziemlich sicher zu sein, dass Ihr Anwalt, der Herr Verfassungsrichter, es schon richten wird. Sie scheinen sich ziemlich sicher zu sein, dass dem großen Bühnenstar vor Gericht kein Härchen gekrümmt wird. Sie scheinen sich ziemlich sicher zu sein, dass die Freunde aus der Kulturszene dem gefallenen Engel noch gefällig helfen werden.

Gut, das ist auch nicht weiter verwunderlich. Denn die linken Kreise in unserem Land waren dem direkten wie indirekten Missbrauch von Kindern schon allein aus ideologischen Gründen nie so ganz abgeneigt.

Ein wahrer Skandal ist es hingegen, dass ein Gericht es nonchalant durchgehen lässt, dass Sie für den Prozess zwar zu krank sind, aber für die lauen Sommernächte beim Nobelwirten wieder ganz fidel erscheinen.

Und ein weiterer Skandal ist es, dass ausgerechnet Proponenten der Linken in Medien und Politik sich wieder einmal als rhetorischer Kugelfang schützend vor Sie werfen, die Unschuldsvermutung bemühend für Sie das Recht erkämpfen wollen, als ganz normaler Prominenter im Prominentenlokal sitzen zu dürfen.

Die Unschuldsvermutung gilt für Sie, rein rechtlich. Doch neben dem Recht gibt es in unserem Land noch Restbestände von Moral. Und normal, Teichtmeister, sind Sie trotz Unschuldsvermutung nicht. Denn es ist moralisch nicht die Norm, dass man über 50.000 Darstellungen sexualisierter Gewalt an Kindern hortet. Und es nicht normal und auch nicht moralisch, sondern einfach nur widerwärtig, dass man sich am Bildnis missbrauchter, geschändeter Kinder ergötzt.

Ihr Anwalt meinte sinngemäß, dass Sie sich ja nicht persönlich an den Kindern vergangen hätten. Er bettelte regelrecht um Verständnis für Sie, der Herr Verfassungsrichter. Nein, Kinder persönlich missbraucht, das haben Sie nicht. Denn die Drecksarbeit haben andere getan. Jene, die im indirekten Auftrag von kranken Figuren wie Ihnen und Ihrem kranken Konsumverhalten, diese Kinder missbrauchten, damit Sie Ihre lustvollen Momente im Angesicht des Leids unschuldiger Kinder hatten.

Also die Unschuldsvermutung gilt, selbstverständlich. Aber wie gesagt, es gibt so etwas wie Moral. Und diese sagt mir, dass solche Typen wie Sie im öffentlichen Leben nichts mehr zu suchen haben. Diese Moral sagt mir, dass die Gesellschaft solche Typen wie Sie zu ächten hat. Diese Moral sagt mir, dass ich für Sie nicht mehr als ein letztes „Pfui Teufel“ übrighabe.


  

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