GPA-Chef Katzian will angesichts fortschreitender Digitalisierung kürzere Arbeitszeiten.
Wolfgang Katzian (SPÖ) tritt im ÖSTERREICH-Interview dafür ein, dass in Kollektivverträgen größere Freizeitblöcke vereinbart werden können. So soll die Viertagewoche nicht die Ausnahme bleiben.
ÖSTERREICH: Die größten Herausforderungen für die GPA?
Wolfgang Katzian: Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und die Digitalisierung. Wir reden davon, dass in Europa 40 % der Arbeitsplätze gefährdet sind. Es geht auch darum: Wie werden Sozialsysteme in Zukunft finanziert? Es kann nicht sein, dass von der Digitalisierung nur einige Konzerne profitieren. Wir fordern eine digitale Dividende, mit der die soziale Sicherheit in Zukunft finanziert werden kann.
ÖSTERREICH: Also eine Wertschöpfungsabgabe 2.0?
Katzian: Die Profiteure der Digitalisierung müssen was hergeben zur Finanzierung der sozialen Sicherheit.
ÖSTERREICH: Die Arbeitszeitverkürzung soll weitergehen?
Katzian: Der Zustand, dass ein Teil so viel hackelt, dass er sich halb umbringt, und eine andere Gruppe gar keine Arbeit hat, muss geändert werden. Die Viertagewoche ist da sicher ein Thema.
ÖSTERREICH: Wie sieht es mit einem Mindestlohn aus?
Katzian: 2009 hatten wir 1.000 Euro, jetzt haben wir die 1.500 in fast allen Bereichen umgesetzt. Ich halte 1.700 Euro für angemessen – je früher, desto besser.
ÖSTERREICH: In Sachen Pensionen kommt eine Miniversion eines Bonus-Malus-Systems. Reicht Ihnen das?
Katzian: Gewerkschafter sind nie zufrieden. Die Auflösungsabgabe wird für Betriebe verdoppelt, die bei der Erwerbsquote der über 50-
Jährigen schlecht sind. Das ist ein Einstieg.
ÖSTERREICH: Also muss nachgebessert werden?
Katzian: Auf jeden Fall! Ich schicke die Menschen nicht von der Arbeitslosigkeit in Pension. Wenn mit der doppelten Auflösungsabgabe nicht die Beschäftigung der über 55-Jährigen steigt, braucht es sicher einen nächsten Schritt.
Interview: Günther Schröder