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Grosz gesagt: Der kritische Blick

Grosz: 'Wir laufen ins offene Messer hinein'

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Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz kommentiert für Sie die Polit-Woche in seiner bekannt charmanten Art.  

Lieber User uns Seher von oe24
Willkommen bei Grosz gesagt, dem überaus kritischen Blick auf die aktuellen Geschehnisse unserer Zeit. Kritisch, direkt, unabhängig und scharf wie Messer. Versprochen.
Ins offene Messer laufen wir seit Monaten. Und nun vollenden wir den kollektiven Selbstmord. Denn sie, die Damen und Herren in den Regierungsbüros, versprachen uns, dass es zu keiner Gasknappheit kommen wird. Und nun, wir haben den Gasnotstand! Sie versprachen uns, dass es zu keiner Inflation kommen wird. Und nun leiden wir unter der größten Inflation seit dem II. Weltkrieg.

Denn sie versprachen uns, dass die Sanktionen die Wirtschaft nicht beeinträchtigen werden. Und nun gehen wir direkt auf ein Zeitalter der Deindustrialisierung zu, der Zerstörung unserer Wirtschaft. Die Formel ist recht einfach: Wenn es kein Gas mehr gibt, gibt es keine Heizung für die Haushalte und keinen Strom für die Industrie. Wenn es keinen Strom für die Industrie gibt, gibt es keine Arbeitsstätten mehr. Wenn es keine Arbeitsstätten gibt, gibt es keine Arbeitsplätze.

Wenn es keine Arbeitsplätze mehr gibt, verdienen die Menschen kein Geld und können keine Steuern zahlen. Wenn die Menschen am Sand sind, der Staat kein Geld mehr hat, sind wir kaputt. Volkswirtschaftlich, sozialpolitisch, gesellschaftspolitisch und schlussendlich demokratiepolitisch. Einen Vorgeschmack auf das Elend liefern uns die täglich steigenden Preise. Der Strompreis explodiert. Hat man vor wenigen Monaten für eine Kilowattstunde Ökostrom noch 7,55 Cent gelöhnt, klettern die Preise auf 50 bis 60 Cent. Wer nicht zahlt, dem wird der Stromvertrag gekündigt. Und dieses Beispiel zeigt, dass neben den verrückten Öl- und Gasmärkten auch die Ökostromanbieter nicht ins Hintertreffen geraten und bei der Preisspiralenolympiade schamlos mitmachen wollen. Aber nicht nur die zugedrehten Gashähne aus Moskau bereiten uns Sorge, auch das Öl wird uns abgedreht.

Die russische Pipeline über Kasachstan direkt nach Europa liefert nicht mehr. Neben dem Gasnotstand schlittern wir also auch in eine Ölkrise. Es dauerte also nur vier Monate, dass aus der militärischen Krise zwischen Russland und der Ukraine dank des segensreichen Wirkens der Europäischen Union und der USA samt deren jeweiligen Führungen unter Beihilfe der Regierungschefs von Wien bis nach Berlin eine Gaskrise, eine Ölkrise, eine Inflationskrise, eine Teuerungskrise, ja sich eine Weltwirtschaftskrise entwickelt.

Dabei war die Idee anfänglich ja so romantisch. Wir zwingen Putin in die Knie, schmeißen Russland aus dem internationalen Zahlungsverkehr, frieren die Eigentümer seiner Oligarchen ein, belegen russische Exporte und Importe mit Embargos. Und den Rest wird die Geschichte erledigen, dachte sich Frau Von der Leiden, Herr Scholz und Herr Nehammer. Es werde ja nur wenige Wochen dauern, bis das russische Regime auf Knien nach Brüssel rutscht, den Krieg gegen die Ukraine beendet und der Spuk ein Ende findet. Falsch gedacht. Die Sanktionsraketen stören den Kremlherrn nicht, zerstören aber binnen weniger Monate unsere Volkswirtschaft, den Wohlstand der Bürger Österreichs.

Hat uns, die darunter leidende Bevölkerung, jemand gefragt? Nein, selbstredend nicht. Wir sind nur die manövrierbare Masse, die nun verzichten soll. Wir sollen auf unsere Autos, auf den Überfluss an Lebensmittel, auf unser Eigentum, die Heizung und das Warmwasser zum Duschen verzichten. Denn nur wenn wir bereit sind uns selbst zu zerstören, können wir Russland bezwingen, lautet die eigenartige Theorie intellektuell wenig lebensfähiger Individuen, die sich Staatenlenker nennen. Also das Gas wird nun knapp, das Öl auch. Aber Rettung ist in Sicht. Wir müssen einfach Atomkraftwerke bauen, lautet der Lösungsansatz des europäischen Parlaments.

Dieses beschloss doch tatsächlich diese Woche, dass Atomkraftwerke ein Teil der „grünen Energie“ seien. Dabei wächst nach einem Reaktorunfall viel, die Zehen, die Ohren aber doch kein grünes Gras mehr. Und statt Gas und Öl sollen wir eben wieder auf Kohle setzen. Wahlweise Braun- oder Schwarzkohle. Und auch das ist nunmehr „grüne Energie“, denn alles was Putin vernichtet, ist bio. Und zur Linderung des Leids der Völker beschloss unsere Regierung vor 4 Wochen den Teuerungsausgleich in der Gesamthöhe von 3.000 Euro für unsere Haushalte.

Nur, das Geld kommt nicht an. Weil die Regierung eben in ihrem Eifer vergessen hat, dass sie keine Kontodaten der geschundenen Steuerzahler hat und nun per Brieftauben die Haushalte erst anschreiben muss. Dies könne noch Wochen dauern, vermeldete das zuständige Ministerium. Und während Herr und Frau Österreicher auf die rettenden Euros wartet, verpufft selbst dieser Tropfen auf den heißen Stein. Denn die Inflation steigt weiter, die Teuerung fegt ungebremst über das Land. Apropos übers Land fegen: Das Gesundheitsministerium vermeldet einen exorbitanten Anstieg der Corona-Fallzahlen. Eine neue Welle türme sich auf. Und daher müsse man umgehend wieder was tun.

Zumindest die Maulkorbpflicht sei ein erster Schritt, fordern übereifrige Virenkämpfer wie Wiens Bürgermeister Ludwig. Das Gesundheitssystem drohe zu überlasten, apportieren die sogenannten „Experten“ brav. Gerade einmal 58 Menschen befinden sich auf Intensivstationen. Von insgesamt mehr als 2000 Intensivbetten ist ein Bruchteil belegt. Also fordert man folgerichtig Maßnahmen. Denn es herrscht dann wieder Corona-Krise. Und neben der Teuerungskrise, der Ukrainekrise und der Klimakrise beherrscht dann bald eben die Wuhan-Krise wieder den Alltag.

Ein bisschen viel Krise für die Menschheit, würde ich sagen. Aber wundert‘s wen? Wenn man die fleischgewordenen Krisen auf die Regierungsbänke setzt, schlägt deren Geist halt voll durch. In diesem Sinne wünschen ich Ihnen alles Gute für die nächste Woche, denn laut Medien droht die Hitzekrise. Und wenn Sie diese überleben, freue ich mich, wenn es nächste Woche wieder heißt: Grosz gesagt. Bleiben Sie mir bis dahin treu.

  

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