Beim Treffen mit den Religionsgemeinschaften forderte der Kanzler gegenseitige Achtung - gegen Gewalt will er mit aller Härte vorgehen.
Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hat sich beim Treffen mit den Spitzenrepräsentanten der Kirchen- und Religionsgemeinschaften anlässlich des Fastenbrechens während des Fastenmonats Ramadan für Respekt, Toleranz und einen kritischen Dialog ausgesprochen.
Die "Wurzeln von Hass und Intoleranz" liegen nicht nur in "Missdeutungen von verschiedenen Glaubenslehren", dafür gebe es "eindeutig auch soziale Ursachen, die einer Integration und einem friedlichen Miteinander im Wege stehen", so Gusenbauer in seiner Ansprache am Dienstagabend. Toleranz bedeute aber nicht, vor den Problemen die Augen zu verschließen.
Verbrechen im Namen der Religion
Als bestes Mittel gegen
Aggression und Gewalt zwischen den verschiedenen Religionen und Kulturen
nannte der Bundeskanzler ein besseres Verstehen, getragen von Respekt und
Toleranz gegenüber dem Anderen. Und er mahnte: "Verbrechen im
Namen der Religion sind Verbrechen gegen die Religion selbst."
Gegenseitige Achtung
Gusenbauer bekräftigte, "dass der
Staat die Aufgabe hat, die Freiheit der Religion zu schützen" und
forderte im Gegenzug von den Religionsgemeinschaften, "den allgemeinen
rechtlichen Rahmen der Republik Österreich zu achten". "Demokratie,
Pluralismus, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie
Chancengleichheit stellen die Grundwerte des Zusammenlebens in Österreich dar",
so der Kanzler unmissverständlich.
Mit aller Härte gegen Gewalt
Gegen die, die versuchen, "die
Saat der Gewalt zu säen", werde man mit "aller Härte"
vorgehen. Das Treffen sah Gusenbauer auch als Zeichen der Toleranz und
Ablehnung aller Formen des Extremismus und des Terrors.
Fischer warnt vor Hysterie
Bundespräsident Heinz Fischer warnte
vor "hysterischen Überreaktionen". Dialog allein sei zur
Bekämpfung von Radikalismen aber nicht genug. "Man muss auch
soziale Ursachen von Radikalisierung bekämpfen", meinte der
Präsident in der "Presse" vom Mittwoch. Es sei eine
Kombination aus polizeilichen, sozialen und gesellschaftlichen Maßnahmen
nötig.
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Eine Gesellschaft, die sich an den Humanismus und die "christlichen Wurzeln" hält, hält Fischer für "überlegen". "Ich bekenne mich zu den Menschenrechten und den Prinzipien des Humanismus. Ich achte die christlichen Wurzeln der europäischen Gesellschaft und glaube, dass eine Gesellschaft, die sich daran hält, anderen überlegen ist", so Fischer.
Religionsgemeinschaften für Miteinander
Der Präsident der
Islamischen Glaubensgemeinschaft, Anas Schakfeh, wiederholte, dass sich
seine Glaubensgemeinschaft selbstverständlich gegen Terrorismus, Gewalt und
Bedrohung der Gesellschaft ausspreche - "egal ob von Seiten verirrter
Muslime oder Nicht-Muslime". Die Glaubensgemeinschaft werde alles dazu
beitragen, um wieder zur Normalität zurückzukehren.
Der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn meinte, "wir müssen lernen, in dieser einen Welt gemeinsam zu leben". Das sei eine Herausforderung vor allem für die beiden größten Weltreligionen, für Christen und Muslime. Österreich sei ein "Experimentierfeld", auf dem ausprobiert werden könne, was weltweit notwendig sei, nämlich miteinander zu leben, so der Kardinal.
Gästeliste
Der Einladung Gusenbauers ins Kanzleramt waren
u.a. auch der evangelische Bischof Herwig Sturm gefolgt, der Präsident der
Israelitischen Kultusgemeinde, Ariel Muzicant, der armenisch-apostolische
Erzbischof Mesrob Krikorian, der syrisch-orthodoxe Bischofsvikar Emanuel
Aydin und der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Gabriel, weiters der Präsident
der Österreichischen Buddhistische Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab,
Walter Hessler von der Neuapostolischen Kirche und der Präsident des
Österreichischen Kirchenvorstandes der Mormonen, Viktor Wadosch.