Die Freiheitlichen als Hauptgegner im fußballaffinen Wahlkampfstart.
Bürgermeister Michael Häupl hat beim Wahlkampfauftakt der SPÖ am Donnerstagabend einen klaren Hauptgegner für die bevorstehende Wien-Wahl ausgemacht: In der voll gefüllten Halle A der Messe Wien schwor er seine Mannschaft in fußballaffinem Setting auf das Match gegen die FPÖ ein. Für den grünen Koalitionspartner gab es hingegen diesmal keine Erwähnung - weder im Positiven noch im Negativen.
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Von Leuchtstäben über die Welle bis zum Begrüßungskomitee in Trikots: Der rote Auftakt war perfekt durchkomponiert. Bundeskanzler Werner Faymann - zunächst nicht auf der Liste der Redner - und Landesparteisekretär Georg Niedermühlbichler wärmten 2.500 Funktionäre für den "Mannschaftskapitän" Häupl auf. Dieser widmete sich zunächst einem Thema, das "sogar noch wichtiger" sei als der Wahlkampf - nämlich der aktuellen Flüchtlingsfrage.
Rüge an FPÖ
"Am 11. Oktober kann man Charakter, Haltung, Humanität und Grundwerte wählen oder Opportunismus und Hass", betonte der Stadtchef. Für ihre Haltung zu Menschen, die vor Kriegen fliehen, rügte er nicht nur die Freiheitlichen, sondern auch den ungarischen Nachbarn am Beispiel jener Journalistin, die auf einem Video zu sehen ist, wie sie einen Flüchtenden zu Fall bringt. Häupl erinnerte an 1956 und daran, dass viele Österreicher flüchtenden Ungarn über die Grenze geholfen hätten. "Das ist der Unterschied", erklärte er. "Wir haben damals unsere Hilfe, unsere Solidarität bewiesen und wir beweisen sie auch jetzt."
Strache soll sich "schämen"
Die blaue Wahlkampftöne der vergangenen Tage lagen Häupl sichtlich ebenfalls im Magen: "Herr Strache, sie können sich für vieles schämen, aber für diese Rede besonders", meinte er im Hinblick auf den Wahlkampfauftakt am vergangenen Freitag. Um sich das "weinerliche Ausgrenzungsargument" zu erklären, müssten die Freiheitlichen nur ihre eigenen Reden anhören. "Mit Menschen, die gegen Kinder demonstrieren, die vor den Mörderbanden des IS weggelaufen sind, mit denen mache ich keine Regierungszusammenarbeit", erneuerte der Bürgermeister sein Bekenntnis gegen eine Koalition mit der FPÖ.
Der "Kampf um Wien" habe aber auch inhaltliche Gründe - denn die Freiheitlichen hätten weder Wirtschaftskompetenz noch seien sie sozial, machte Häupl einen kleinen Ausflug durch die wichtigsten Themen des Wahlprogramms. Die FPÖ hätte in den vergangenen Jahren gegen jede Sozialmaßnahme von Mindestsicherung bis Sprachförderung gestimmt. "Die, die ständig herumrennen und sagen, die Leute müssen Deutsch lernen. Besonders intelligent", meinte er.
Keine Sozialpolitik mit FPÖ
Mit der FPÖ sei daher wirklich keine Sozialpolitik zu machen: "Wer immer möge uns vor diesem Irrtum bewahren", beschwor der Stadtchef. Egal ob beim Thema Wirtschaft, Wohnen, Bildung oder auch Pflege - beinahe immer polterte Häupl gegen die Blauen. "Ich will nicht in einer Stadt leben, wo wir nur noch deutsche Marschmusik hören müssen", meinte er etwa in Sachen Kultur.
Strache könne gerne versuchen, Bürgermeister zu werden, dieser Wunsch werde ihm ohnehin nicht erfüllt. "Der wollte ja schon alles Mögliche werden, Bundespräsident, Bundeskanzler. Ich frage mich, wann er eigentlich Papst werden will, dort hätte er vielleicht am ehesten Chancen," so Häupl.
Am liebsten wäre ihm jedenfalls, wenn die SPÖ am Montag oder Dienstag nach der Wahl keine Koalitionsgespräche aufnehmen müsste, erklärte er. Den grünen Koalitionspartner, der regelmäßig auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit pocht, ließ Häupl diesmal gänzlich außen vor. Wo der Stadtchef normalerweise das eine oder andere kritische Wort für die Grünen reservierte, setze er beim Wahlkampfauftakt auf Auslassung.
Faymann: "Wir brauchen keinen Strache"
Zuvor hatte Bundeskanzler Werner Faymann in einer nur knapp fünfminütigen Rede in eine ähnliche Kerbe geschlagen. "Wir brauchen keinen Strache, wir brauchen einen erfahrenen Kapitän in schwierigen Zeiten, wir brauchen dich, lieber Michael, als unseren Bürgermeister", lobte er Wien u.a. als Vorbild für Menschlichkeit und Solidarität. "Wer diese Stadt liebt, muss sich die Zeit nehmen, zur Wahl zu gehen und Michael Häupl und die SPÖ zu wählen", plädierte er. Nur so ließen sich die roten Visionen für die "Glanz-und Lichterstadt" Wien umsetzen.
Am Ende hatte auch der Stadtchef nur eine Bitte an sein Team: Laufen und Überzeugungsarbeit leisten. Keiner dürfe am Wahltag zuhause bleiben. "Wer am 11. Oktober nicht wählen geht und Sozialdemokratie wählt, der riskiert unsere Stadt", betonte er.