Ex-BKA-Chef Haidinger will Kärntens Landeshauptmann Haider keine Infos angeboten haben. Vielmehr soll sich Haider an ihn gewandt haben.
Herwig Haidinger brachte den Amtsmissbrauchs- und Vertuschungsskandal im Innenministerium ins Rollen, jetzt steht der abgelöste Chef des Bundeskriminalamts selbst unter Druck: Anlass dafür sind die Aussagen von Kärntens BZÖ-Landeshauptmann Jörg Haider.
Infos versprochen?
Haidinger habe ihn im Oktober 2007 um
Interventionen bei ÖVP-Ministern gebeten, um seine Amtszeit als BKA-Chef zu
verlängern, erzählte Haider ÖSTERREICH. "Als
Gegengeschäft hat er mir Informationen angeboten. Das Gespräch war aber sehr
kurz, denn Leute, die ihre Seele verkaufen, machen mich misstrauisch."
Keine Zusagen
Im ÖSTERREICH-Interview bestätigt Haidinger das
Treffen in Kärnten und dass er politische Unterstützung suchte, um Leiter
des BKA zu bleiben. Die anderen Aussagen Haiders weist Haidinger aber
entschieden zurück: Er habe dem BZÖ nie heikle Informationen als Dank für
eine erfolgreiche Intervention versprochen. "Das ist schlichtweg falsch."
Ex-Mitarbeiter stützt Haidinger
BKA-Polizist Gerhard
Schneider bestätigt die Angaben seines früheren Chefs. Er war dessen engster
Mitarbeiter im Bundeskriminalamt und meint nun im ÖSTERREICH-Interview: "Die
wollen Haidinger fertigmachen". Das ganze Interview finden Sie am Ende
des Artikels.
Haider klopfte an
Überhaupt sei die Initiative für den
Kärnten-Trip von Haider selbst ausgegangen, erklärt Haidinger: "Haiders
Sekretariat hat damals drei- oder viermal bei mir im Bundeskriminalamt
angerufen. Erst danach wurde ein Treffen vereinbart." Hintergrund:
Haidingers drohende Ablöse an der BKA-Spitze trotz tadelloser Arbeit war
schon damals ein offenes Geheimnis, was Haiders Aufmerksamkeit erregt haben
könnte. Der Landeshauptmann will davon freilich nichts wissen: "Haidinger
fängt an zu lügen, weil er offensichtlich nervös wird. Wir kannten den ja
gar nicht."
ÖVP jubelt
Die ÖVP nahm die Vorwürfe begeistert auf: "Wenn
sich das bestätigt, ist Haidingers Saubermann-Image weitgehend beim Teufel",
befand ÖVP-Vertreter Helmut Kukacka, bei dem Haidinger früher ebenfalls
Unterstützung suchte. SPÖ, Grüne und FPÖ attackierten daraufhin die ÖVP: Die
Partei solle anstatt "Nebelwerfer in Gang zu setzen", die Chance
nutzen, Aufklärungsarbeit zu leisten, forderten die Grünen.
Pannen und Forderungen
Laut Haidinger sind im Wahlkampf 2006
Ermittlungspannen im Fall Kampusch vertuscht worden. Zudem sollen
ÖVP-Kabinettsmitarbeiter interne Bawag-Ermittlungsdetails zum Schaden der
SPÖ an die Öffentlichkeit gespielt haben.
Das Interview mit BKA-Polizist Gerhard Schneider:
ÖSTERREICH: Hat Ihr Chef Haidinger politische Hilfe gesucht, um Leiter des Bundeskriminalamts bleiben zu können?
Gerhard Schneider: Wir sind 2007 zusammengesessen, und er hat gemeint: Wenn die mich nicht mehr wollen, gehe ich halt. Aber alle um ihn waren dagegen. Denn was soll aus dem BKA werden, wenn es keinen Chef mehr gibt, der Interventionen die Stirn bietet? Das Argument hat ihn überzeugt.
ÖSTERREICH: Also suchte er Unterstützung?
Gerhard Schneider: Die wurde ihm eher offeriert. Seine Ablöse war ja im Vorjahr schon ein offenes Geheimnis.
ÖSTERREICH: Wie war’s bei Landeshauptmann Haider?
Gerhard Schneider: Der hat von sich aus Hilfe angeboten. Die Kärntner haben mehrmals im Amt angerufen, bevor es zu einem Treffen kam.
ÖSTERREICH: Wieso fand das Gespräch in Kärnten statt?
Gerhard Schneider: Weil ein Beamter immer zu einem Landeshauptmann fährt – und nicht umgekehrt.
ÖSTERREICH: Gab es das Angebot: Infos über BIA-Ermittlungen gegen Haider, dafür macht sich der dann für den BKA-Chef stark?
Gerhard Schneider: Natürlich nicht. Was sollte es bringen, den Innenminister anzuschwärzen, wenn einen der dann im Amt bestätigen soll? Da sagt jemand entweder die Unwahrheit, weil er sich falsch erinnert. Oder er lügt.
ÖSTERREICH: Der Versuch einer Diskreditierung?
Gerhard Schneider: Die wollen ihn fertigmachen. Da kommt sicher noch Einiges.