"Werde Konsequenzen ziehen"

Heinisch-Hosek 
will Matura-Chaos stoppen

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Heinisch-Hosek hält an 63-Prozent-Hürde bei Zentralmatura fest & will Bifie neu organisieren.

Nachdem es an fünf Schulen bei der Zentralmatura zu Pannen kam, wie das Bifie – Bildungsinstitut – per Briefen veröffentlichte, ist „meine Geduld am Ende“, sagt SPÖ-Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek im ÖSTERREICH-Interview.

Sie warte die interne Revision ab und will dann – in spätestens einem Monat – „Konsequenzen ziehen“.

Die nächste Zentralmatura – im Mai 2015 – wird dann wohl das Bildungsministerium abwickeln. Das Bifie dürfte zudem auch personell abgespeckt werden.

Was die Ministerin jetzt für Schulen plant
An der 63-Prozent-Hürde für die Englisch-Zentralmatura – hier hatte es die Missverständnisse gegeben – hält die SPÖ-Ministerin nach den Pannen „fest“, sagt sie erstmals klar im ÖSTERREICH-Gespräch. An Rücktritt denke sie nicht. Sie wolle „in meinem Ressort viel verändern“, zeigt sie sich kampfeslustig.
 

"Werde Konsequenzen ziehen"

ÖSTERREICH: Nach den Pannen bei der Zentralmatura haben Sie bezüglich des Bifie gemeint, Sie hätten die „Nase voll“. So angefressen?
Gabriele Heinisch-Hosek: Ja, ich bin sehr angefressen. Meine Geduld ist am Ende. Wir hatten seit Monaten mit dem Bifie ausgemacht, dass nach den letzten Pannen nur noch abgesprochen und mit einer Stimme mit unserem Ministerium gesprochen wird. Das Bifie hat diese Vereinbarung bewusst gebrochen und mit seinen missverständlichen Briefen nur zur Verunsicherung von Schülern und Schülerinnen beigetragen. Das kann nicht sein.

ÖSTERREICH: Sie haben eine interne Revision beauftragt. Wird das Bifie aufgelöst?
Heinisch-Hosek: Von 48 Schulen hat es bei fünf Schulen Ärger mit Fragen gegeben. Das Bifie agiert mit seiner missverständlichen Kommunikation kontraproduktiv. Sie stellen sich als Bildungsinstitut selber ins Eck. Ich werde alles lückenlos kontrollieren. Und nach Vorliegen des Berichts werde ich Konsequenzen ziehen.

ÖSTERREICH: Wäre es nicht sinnvoller, die Zentralmatura von Ihrem Ministerium abwickeln zu lassen?
Heinisch-Hosek: Es hat bezüglich der Zentralmatura jahrelange Vorarbeiten des Bifie gegeben. Da gibt es Know-how. Die Frage ist, ob die technische Durchführung der Zentralmatura doch in unser Ministerium rückgeführt werden könnte. Ich werde alles tabulos diskutieren. Auch die Frage, ob es wirklich 180 Mitarbeiter im Bifie braucht. Ich bin die Letzte, die Arbeitsplätze abbauen will, aber ich will eine Redimensionierung. In den kommenden 12 Monaten bis zur nächsten Zentralmatura werde ich alle Kritikpunkte am Bifie, die ich aus Schulen gehört habe, aufarbeiten. Da muss einiges passieren.

ÖSTERREICH: Werden Sie die 63-Prozent-Hürde für die positive Beurteilung bei der Englisch-Zentralmatura zurücknehmen?
Henisch-Hosek: Nein, ich bleibe bei der 63-Prozent-Hürde. Die Validität der Matura darf nicht gefährdet werden. Die verschiedenen Texte der Matura werden unterschiedlich bewertet. Der Schlüssel ist klar erklärt. Eine Expertengruppe hatte das genau evaluiert. Ich werde das wegen der Pannen vom Bifie nicht über den Haufen werfen. Das wäre den Schülern und Lehrern gegenüber unfair.

ÖSTERREICH: Waren die letzten Monate mit all den Troubles im Schulbereich nicht sehr mühsam für Sie?
Heinisch-Hosek: Natürlich war das eine mühsame Zeit. Aber ich werde diese Baustellen bewältigen.

ÖSTERREICH: Sie sollen in einem Gespräch mit dem Bundeskanzler Ihren Rücktritt angeboten haben?
Heinisch-Hosek: Das sind einfach Gerüchte. Ich denke nicht an Rücktritt. Ich werde bleiben und alles aufarbeiten. Ich führe täglich Gespräche mit meinem Bundeskanzler und freue mich über die Unterstützung, die ich von ihm erhalte. Ich will in meinem Ressort etwas verändern.

ÖSTERREICH: Ein sehr schwieriges Ressort, in dem Ihnen auch die Lehrergewerkschaft viele Hürden baut, oder?
Heinisch-Hosek: Natürlich ist es ein sehr heterogenes Ressort mit sehr unterschiedlichen Interessen. Ich komme aus dem Bildungsbereich und weiß, dass viele Lehrer nicht so denken wie jene, die sie in der Lehrergewerkschaft vertreten. Ich bin auch dabei, einen Prozess aufzusetzen, der Kostentransparenz zum Ziel hat. Auch da lasse ich mich nicht beirren.

ÖSTERREICH: Und wie geht es bezüglich der Sparpläne mit den Ländern weiter?
Heinisch-Hosek: Wir werden Anfang Juni den nächsten Gipfel dazu haben. Ich habe gezeigt, dass ich immer offen für gute Vorschläge bin. Mir geht es jetzt darum, dass wir absurde Mehrfachgleisigkeiten wegbekommen. Die Länder sind da durchaus bereit, ihren Beitrag zu leisten. Nach den kleineren und größeren Katastrophen der letzten Monate in unserem Bereich ist es jetzt Zeit für einen Neustart.

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